Politiker sollen als Volksvertreter zwar einen Querschnitt der Gesellschaft repräsentieren, aber nicht so unterschiedlich gekleidet wie die Bürger im Plenum hocken. Ist das nachvollziehbar?
Entscheidet sich die Würde eines Parlaments am richtigen Abgeordneten-Jackett? Die von der neuen NRW-Landtagspräsidentin entfachte Dresscode-Debatte zielt mitten hinein ins Selbstverständnis eines Abgeordnetenhauses. Politiker sollen als Volksvertreter zwar einen Querschnitt der Gesellschaft repräsentieren, aber nicht so unterschiedlich gekleidet wie die Bürger im Plenum hocken. Ist das nachvollziehbar?
Ja, wer in einem Bundesland mit 18 Millionen Einwohnern Verantwortung trägt, sollte die im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben akzeptierten Benimmregeln verinnerlicht haben. Eine sichtbare Unterscheidung von Berufskleidung und Freizeitmode ist Arbeitnehmern zuzumuten, warum also nicht auch Landtagsabgeordneten?
Es geht dabei nicht nur darum, mit angemessener Kleidung Respekt vor der eigenen Aufgabe und den Gesprächspartnern zu bezeugen. Ein Dresscode ist gerade in bewegten Zeiten, die innerhalb weniger Monate neue Parteien wie die Piraten in die Parlamente spülen, eine sinnvolle Beschneidung der Individualität. Es ist eine notwendige Selbstvergewisserung der Politik. Wo sollen sonst Grenzen gezogen werden: beim Essen in der Abgeordnetenbank? Beim Musikhören während der Debatte? Die Würde des Parlaments wäre schnell in Gefahr.