Der Staat räumt auf. In einer groß angelegten Aktion gegen radikalislamische Salafisten demonstriert er Handlungsfähigkeit.

Der Staat räumt auf. In einer groß angelegten Aktion gegen radikalislamische Salafisten demonstriert er Handlungsfähigkeit. Mit Bundesinnenminister Friedrich an der Spitze zeigt sich der freiheitliche Rechtsstaat wehrhaft seinen Gegnern. Die Botschaft ist eindeutig: Wer sich mit einer kämpferisch aggressiven Grundhaltung gegen die verfassungsgemäße Ordnung wendet und so gar nichts mit dem Gedanken der Völkerverständigung anfangen kann, den nehmen die Sicherheitsbehörden ins Visier.

Nicht ohne Grund: Nach den gewaltsamen Demonstrationen in Bonn und Solingen registrieren die Ermittler bei den Salafisten eine Zunahme der Gewaltbereitschaft. In Deutschland sollen dieser ultrakonservativen islamischen Strömung 3000 bis 10.000 Anhänger gehören. Von mehr als 120 Männern soll eine konkrete Gefahr ausgehen.

Der gestrige Tag mit Razzien, einem Vereinsverbot in Solingen und Festnahmen wird die Salafisten in ihrem missionarischen Eifer nicht bremsen. Vielmehr wird die verschwindend geringe Minderheit unter den vier Millionen Muslimen in Deutschland ihre Reihen fester schließen und ihre kruden Ideen weiter befeuern.

Dass der Staat mit dem Strafrecht reagiert, ist sein gutes Recht. Aber – es darf nicht das einzige Mittel gegen den Salafismus bleiben. Die Gesellschaft muss sich fragen, warum sich dieser Gruppierung in Deutschland orientierungslose Jugendliche anschließen. Auf der Suche nach Gemeinschaft und Werten landen sie bei einer Gruppe, die die Welt in Gut und Böse aufteilt, die jedem das Gefühl gibt, einer von ihnen zu sein. Junge Leute, die ohne Sinn und Ziel unterwegs sind, fühlen sich magisch angezogen.

Was ihnen fehlt? Ein Angebot der Gesellschaft, das ihnen signalisiert, sie gehören dazu. Ein Angebot, das früh genug eine Alternative zu den Salafisten bietet.