Schrecklicher Mann, begnadete Musik. Mit diesem Argument hat der israelische Wagner-Freund Jonathan Livny versucht, Hitlers Lieblingskomponisten auf die heimische Bühne zu bringen. Er ist gescheitert. Aber er will weitermachen. Man wird weiter von Livny hören, auch solche Argumente wie dieses: Die Israelis schätzten Hitlers Lieblings-Automarke (Mercedes), weshalb sollten sie seinen Lieblingskomponisten verschmähen?
Daniel Barenboim, der vor zehn Jahren in Israel mit einer Wagner-Konzert-Zugabe politischen Wirbel auslöste, findet dessen Tabuisierung richtig, aus Rücksicht auf die Opfer, denen man auf dem Weg in die Gaskammer mit Wagner kam. Das Wagner-Tabu sei nicht Wagners Antisemitismus geschuldet gewesen, sondern dessen Missbrauch durch die Nazis. Das Konzert ist wohl auch an jenen Israelis gescheitert, die ihre Identität ausschließlich aus der Vergangenheit ableiten.