Die Schufa, die größte Auskunftsdatei der Bundesrepublik, hat sich mit ihrem Vorhaben, mit Daten aus sozialen Netzwerken Kreditwürdigkeit zu beurteilen, nicht nur der Lächerlichkeit preisgegeben. Nein, sie hat auch Datenschützern einen Bärendienst erwiesen und eine Diskussion entfacht, die all die Jahre auf zu kleiner Flamme loderte. Seit einer gefühlten Ewigkeit greifen Unternehmen Daten aus Facebook, Twitter und Co. ab. Sie vertrauen der „Grundlagenforschung“, mit dem Ziel, Profit aus Profilen von Personen zu erzielen.
Im aktuellen Fall kommt es recht unlogisch daher: Zwischenmenschliche Beziehungen in der digitalen Welt, kurz Freunde genannt, oder das Stadtviertel in dem man verkehrt, als Risikokriterien für Geldgeber zu verkaufen, generiert nicht gerade Seriosität.
In der Parallelwelt der sozialen Netzwerke, in der Halbwahrheiten, Realität und Lügen miteinander verschmelzen, in denen Kompromittierendes fälschlich gesetzt wird, suchen immer mehr „Kompetenzzentren für Personenprofile“ nach diffusen Fakten, die durchaus bei der Personalpolitik oder einem Geschäftsabschluss eine Rolle spielen können.
Die Schufa hat gerade noch rechtzeitig den Rückzug angetreten. Allerdings nur auf Druck der Öffentlichkeit. Andere wirken weiter im Dunkeln, üben sich fleißig als Fischer im Netz. Geodatendienste ebenso wie Personensuchmaschinen, weltweit agierende Konzerne oder mittelständische Firmen. Überall ist man auf der Jagd nach Menschendaten.
Aus dem Fall der Schufa sollten alle etwas lernen: Zum einen müssen Politiker endlich regulierend eingreifen und Grenzen setzen. Dazu ist eine Novellierung des Datenschutzgesetzes bitter nötig. Zum anderen sollten man sich darauf besinnen, was wirklich zählt: Das Hier und Jetzt in der analogen Welt, das persönliche Gespräch, der Blick in die Augen, der Handschlag.