Will NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann jetzt alte Zöpfe neu flechten? Die Einführung der Koedukation war gerade an Schulen in kirchlicher Trägerschaft lange umstritten; viele katholische Gymnasien haben sich erst in den 1970er Jahren aus rein pragmatisch-finanziellen Gründen dafür entschieden - etwa, wenn Schülerinnen beziehungsweise Schüler eines katholischen Internates andernfalls das örtliche kommunale Gymnasium hätten besuchen müssen. Mehr Chancengleichheit für Mädchen, so lautete damals das Schlagwort, das, wie so viele Aspekte der Schulpolitik, in erster Linie ideologisch unterfüttert war.

Heute ist man klüger. Studien belegen, dass Schülerinnen in reinen Mädchenklassen besonders in den naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern besser vorankommen. Sylvia Löhrmann kann aus eigener Erfahrung zum Thema sprechen, sie hat ihr Abitur bei den Nonnen gemacht. Auch deshalb sollte man ihren Vorschlag, Mädchen und Jungen wieder teilweise getrennt zu unterrichten, nicht von vorneherein verwerfen.

Zumal die Mädchen gar nicht die Sorgenkinder der Pädagogik sind, selbst, wenn sie sich immer noch schwer tun, Informatikerinnen und Ingenieurinnen zu werden. Es sind die Knaben, die auffallen, in erster Linie, weil sie nicht gerne lesen und diese mangelnde Lesekompetenz sie letztlich auch in Mathe und Physik zurückwirft.

Wer umgekehrt einmal miterlebt hat, wie das Testosteron in einer 8. oder 9. Jahrgangsstufe die Lufthoheit über das Klassenzimmer erobert, weiß, dass vor allem in der Hauptschule Mädchen durch Jungs in einem gewissen Alter durchaus im Lernen behindert werden. Daher eröffnet Löhrmanns Vorschlag reizvolle Perspektiven - aber leider nur für die Schulen, die neben Engagement und Flexibilität auch noch eine gute personelle Ausstattung aufzuweisen haben.