Das Vorhaben von Rot-Grün, das Wahlalter im Land auf 16 Jahre abzusenken, ist weder neu noch unangemessen. Andere Länderregierungen, etwa in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, haben gleiches vor. Bei den Kommunalwahlen gilt das frühe aktive Wahlrecht bereits in Nordrhein-Westfalen. Außerdem nimmt der Führerschein mit 17 und das Turbo-Abi junge Menschen ebenfalls früher in die Pflicht.



Es gilt vielmehr, die Erwartungen nicht zu hoch zu hängen. Eine Absenkung des Wahlalters muss nicht automatisch zu einer höheren Wahlbeteiligung führen, aber es führt junge Menschen immerhin früh- oder vielleicht sogar rechtzeitig(er) an ihre Bürgerrechte und die politische Teilhabe heran. Die Frage nach der Reife ist dabei, wie in allen anderen gesellschaftlichen und persönlichen Belangen, weniger eine Frage des numerischen Alters, sondern der gesammelten Lebenserfahrung – und somit individuell unterschiedlich.

Wichtiger wird mit dem Vorhaben allerdings, dass Politik und Parteien insgesamt Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, vom eigenen Vorteil abkehren und das Gemeinwohl wieder stärker in den Mittelpunkt stellen. Andernfalls wird die Zahl der Nichtwähler trotz der Wahlalter-Reform weiter steigen – und zwar völlig unabhängig vom Alter.