Im Prinzip müssten sie alle alarmiert sein: die Kinderärzte, Erzieherinnen, Vereinsvorstände, Lehrer, Eltern. Im Prinzip also die Gesellschaft. Schließlich wird seit Jahren über Gewalt gegen Kinder und sexuellen Missbrauch aufgeklärt und umfassend berichtet; runde Tische erstellen Kataloge von Maßnahmen, Experten fordern eine engere Zusammenarbeit von Behörden, Ärzten und Bildungseinrichtungen. Dass dennoch so viele Kinder Gewalt, Vernachlässigung, Missbrauch und Pornografie ausgesetzt sind, ist unfassbar.
Offenbar wird immer noch unter den Teppich gekehrt und verharmlost; nicht nur in Familien, sondern auch in Vereinen, wo oft nicht geprüft wird, ob der Trainer des Fußballvereins ein lupenreines Führungszeugnis hat. Und während in manchen Kommunen die Behörden vorbildlich vernetzt sind mit Polizei, Ärzten, Kindertagesstätten und Pflegeeltern, weiß in vielen anderen Gemeinden die eine Seite nicht, was die andere tut. So kommt es, dass vorbestrafte Pädophile als Übungsleiter wieder Verantwortung für Minderjährige bekommen oder dass Drogenabhängige Kinder in Pflege nehmen.
Es ist so banal, dass man es gar nicht mehr fordern mag: Wenn wenigstens die bestehenden Gesetze konsequenter angewandt würden, wäre vielen Kindern geholfen. Eine Reform des Jugendhilfegesetztes muss zu mehr Klarheit bei den Verantwortlichen führen. Letztlich geht es um ein gesellschaftliches Signal für mehr Kinderschutz.