Dass Benedikt XVI. kein Händchen hat fürs Personal, das weiß man aus seinen Zeiten als Uni-Professor. Dass es unklug war, Tarcisio Bertone zum Kardinalstaatssekretär, zum Spitzenmann der Kurie zu befördern, auch daran besteht kein Zweifel.

Bertone mag Ratzinger als Theologe in der Glaubenskongregation, als „Mann fürs Grobe“, viel geholfen haben, ihm fehlen aber die Manager-Fähigkeiten zum Führen eines Behördenapparats und jegliches politisches Gespür. Das wirkt sich als Lücke in der Kirchenleitung umso gravierender aus, als auch Benedikt XVI. mit politischem Gespür nicht eben gesegnet ist.

Die Unruhen im Vatikan wachsen aus dieser Lücke. Dass Bertones Seilschaften eigenhändig an den Intrigen der vergangenen Jahre mitgestrickt haben, macht die Sache noch schlimmer. Bei den Machenschaften heute weiß man im einzelnen gar nicht mehr, wer welche Folgen gegen wen oder für jemanden bezweckt; das Gesamtbild des Vatikans indes ist verheerend.

Der Papst könnte sich etwas Luft verschaffen, indem er wenigstens Bertone in Pension schickte. Das unterbleibt aber, um nicht das Gesicht zu verlieren. Benedikt konzentriert sich lieber auf anderes: Er korrigiert ein Versäumnis im Heiligsprechungsprozess der Hildegard von Bingen aus dem 14. Jahrhundert. Das sind für ihn offenbar die wirklich wichtigen Dinge.