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Zwölf „Ehrenmorde“ pro Jahr registrierte das Bundeskriminalamt in einer Untersuchung, die 2011 veröffentlicht wurde. Der Tod von Arzu Ö., der jungen Kurdin aus Detmold, ist also kein Einzelfall. Fünf ihrer Geschwister müssen sich zur Zeit vor Gericht verantworten. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes geht davon aus, dass allein in Deutschland mehrere tausend Frauen und Männer pro Jahr von Zwangsheirat bedroht sind.
Zahlen, die belegen, dass die patriarchischen Strukturen in Migrantenkreisen – also die Dominanz von Männern über Frauen – stärker sind als bisher angenommen. So hatten 2008 insgesamt 3433 von Zwangsheirat betroffene oder bedrohte Menschen eine Beratungsstelle aufgesucht. „Wir gehen aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl viel höher ist. Denn nur, wer schon länger in Deutschland lebt, sucht überhaupt Hilfe bei Institutionen“, sagt Rahel Volz von Terre des Femmes.
Zudem hätten viele der Beratenden Geschwister erwähnt, die ebenfalls zwangsverheiratet worden seien. Es sei auch falsch zu glauben, dass nur schlecht integrierte Migranten diese Tradition pflegten. „Wir erleben immer wieder junge Frauen, die über Jahre ein normales Leben führen können. Erst dann kippt es, wenn es um Sexualität und Ehe geht“, erklärt Volz.
„Ehrenmorde“ basieren auf patri-archischen Familienstrukturen. Im Mittelpunkt stehen Personen, die ihre Werte und ihre Ehre so verletzt sehen, dass sie sich legitimiert fühlen, sie durch eine solche Tat wieder herzustellen. Beteiligt am Erhalt der vermeintlichen Familienehre sei nicht nur der enge Kreis, sondern seien auch Onkel und Tanten, die ganze ethnische Gemeinschaft.