Essen. . Obwohl anonymisierte Bewerbungen für Frauen und Migranten die Chancen bei der Jobsuche erhöhen können, lehnen Unternehmen und Personalchefs dieses Verfahren ab. Es sei in Deutschland nicht nötig, persönliche Daten unkenntlich zu machen, erklärte etwa ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Obwohl anonymisierte Bewerbungen für Frauen und Migranten die Chancen bei der Jobsuche erhöhen können, lehnen Unternehmen und Personalchefs dieses Verfahren ab. Es sei in Deutschland nicht nötig, persönliche Daten unkenntlich zu machen, erklärte etwa ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Zuvor hatte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, erklärt, Firmen bräuchten zur ersten Sichtung der Bewerber weder Foto noch Alter, Name, Geschlecht oder Nationalität. Dies habe ein Pilotprojekt ergeben, bei dem fünf Firmen und drei Behörden seit 2010 entsprechende Daten von 8550 Bewerbern zunächst anonymisiert hatten. 246 Stellen wurden mit diesem Verfahren besetzt.

„Die Unternehmen in Deutschland sind viel weiter, als dies der Ruf nach anonymisierten Bewerbungen weismachen will“, sagte der BDA-Sprecher.

Der Präsident des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus Zimmermann, widerspricht. Empirische Studien belegten nach wie vor ein erhebliches Ausmaß von Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. „Insbesondere die Ungleichbehandlung von Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und älteren Arbeitnehmern verursacht große volkswirtschaftliche Schäden“, sagte Zimmermann.

Am Pilotprojekt beteiligte Unternehmen wie die Deutsche Post, die Deutsche Telekom oder L’Oreal Deutschland wollen nach der Pilotphase wieder auf das aufwändige Anonymisierungsverfahren verzichten, da der Einfluss auf die Bewerberverfahren zu gering gewesen sei.

In der Politik mehren sich dagegen die Forderungen nach anonymen Bewerbungen. Firmen sollten zumindest darüber nachdenken, sagte FDP-Arbeitsmarktexperte Johannes Vogel der WAZ. Grünen-Fraktionsvize Ekin Deligöz erklärte, der Bund sollte bei allen Stellenausschreibungen des Bundes auf anonyme Bewerbungen umstellen.

Das Familienministerium ist bereits soweit: Das beim Pilotprojekt getestete Verfahren, bei dem persönliche Daten unkenntlich gemacht wurden, soll dauerhaft eingeführt werden, kündigte Staatssekretär Josef Hecken an.