Deutschland ist ein föderales Land. Deshalb sieht auch die Liste der Feiertage und das gesetzliche Tableau der Ge- und Verbote an diesen Tagen wie ein Flickenteppich aus. So haben viele Bundesbeamte freie Tage eingebüßt, als Regierung und Parlament 1999 von Bonn nach Berlin zogen. In Berlin wird Rosenmontag gearbeitet und erst recht an Weiberfastnacht. In der Köln-Bonner Gegend ist Arbeit an beiden Tagen ein klarer Verstoß gegen die guten Sitten.

Doch es ist gar nicht das Rheinland, sondern Bayern, das den Spitzenplatz an kirchlichen Feiertagen einnimmt. Auch Dreikönig in der ersten Januarwoche wird am Alpenrand nicht gearbeitet und in vielen Gegenden auch nicht an Maria Himmelfahrt. Insgesamt gibt es in der Südecke der Republik mindestens drei freie Tage mehr als in Norddeutschland. Tatsächlich differiert diese Zahl sogar noch innerhalb der Grenzen des Freistaats, weil in der Stadt Augsburg noch das Friedensfest arbeitsfreie Zeit ist.

Zu geradezu dramatischen Auseinandersetzungen kam es politisch, als der Bußtag Mitte November als Feiertag abgeschafft wurde, um die Arbeitgeber von Lohnnebenkosten zu entlasten. Der damalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) wehrte sich mit Händen und Füßen – und ertrotzte sich für sein Bundesland eine Ausnahmeregelung, die bis heute gilt.