Das ist schon ein Kreuz mit dem Ei. Beide sind Symbole des Lebens. Sie stehen für Fruchtbarkeit und Hoffnung. Ostern ist ein Fest des Lebens. Es gibt für jeden Menschen, unabhängig von Religionen, die Hoffnung, das Leben könnte dem Tod ewig trotzen. Ostern steht für diese Ur-Erfahrung von Entstehen, Vergehen, Wiederauferstehen. Es ist die unverwüstliche Zuversicht, die die große Mehrheit der Menschheit vereint – so zersplittert sie in politische oder religiöse Sekten auch sonst ist. Wenn Politiker den Begriff nicht besudelt hätten, könnte Ostern schlechthin der Anlass einer wirklichen „geistig-moralischen Wende“ sein.
Ein Ei war schon im alten Ägypten Ur-Symbol für die Geburt allen Lebens.
Und das Kreuz? Auf den ersten Blick sehen wir das krasse Gegenteil: ein Folterinstrument. Ein Mordwerkzeug. Und doch ist es Zeichen des letztendlichen Triumphes des guten, gerechten Lebens über den gewaltsamen Tod.
Wer wird nicht ans Kreuz des Lebens geschlagen? Das Leben und die Liebe überwinden das Leid. Das ist religiöse wie auch alltägliche Erfahrung.
Ostern ist ein frohes Fest. Selbst jene, denen das Eiersuchen ausreicht, um wenigstens den Frühlingsanfang mit „Hoch die Tassen“ zu feiern, haben Grund, frohen Mutes zu sein, ebenso wie Christen, die Ostern als das große Fest des Siegs über den Tod begehen.
In der Natur erwächst in diesen Tagen das Leben neu. Man spürt, dass in jedem Garten mehr wirkt und west, als wir selbst in den trickreichst ersonnenen Wolken des Internets binden und lösen können.
Jetzt wird endlich das zu Weihnachten gegebene Versprechen eingelöst: Das Licht überwindet die Finsternis. Was sich in der Natur ereignet, entspricht auch menschlicher Erfahrung: Im österlichen Wunder verwandelt sich schlimmstes Leid in den Sieg der Auferstehung. Was uns den Alltag schwer machen mag: Missgunst, Neid, Missverstehen, Sprach- und Gefühllosigkeit sind nicht die letzten Worte.
Für die Christen im Heiligen Land ist das Osterfest keine Party, sondern eine Prüfung. Dort ist das Kreuz nicht nur ein Symbol, und seine Balken sind nicht leer, das Leid des Volkes Christi ist nicht „vollbracht“.
Nein, im sogenannten „Heiligen Land“, vor allem in Syrien, Jordanien, im Libanon und in Palästina gibt es Christenverfolgungen. Folter und Mord sind dort die Prüfungen des Glaubens, nicht die Kirchensteuer. Gerade jetzt beweisen die bekennenden Christen eintausendmal mehr Mut als wir Wohlstandsgläubigen. Sie haben unsere Solidarität und Hilfe bitter nötig.
Ostern zu feiern, ist dort, wo sich Ostern ereignet hat (also nicht in der Überraschungseierfabrik oder der Schokohasenschmiede), ein Wagnis geworden und beweist, wie ernsthaft und wichtig dieses Glaubensfest für viele Menschen ist.
Wenn wir Ostern nicht zum Kommerzkult machen, sondern als möglichen neuen Anfang für ein besseres Leben begreifen und nutzen, könnte schließlich die ganze Gesellschaft von Ostern her neue Orientierung erhalten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!