Essen. Hier erfahren Sie Wissenswertes rund um Karl May, sein Leben und sein Nachleben.

Zum Ende seines Lebens wurde Karl May für seine idealistischen Vorträge bejubelt, bei denen er auch gegen koloniale Unterdrückung wetterte. Beim letzten Vortrag 1912 in Wien („Empor ins Reich der Edelmenschen“) soll Adolf Hitler gelauscht haben; verbürgt ist jedenfalls, dass die Pazifistin Bertha von Suttner dabei war.

Überhaupt ist die Liste seiner Verehrer illuster - Heinrich Mann mochte May ebenso wie sein Bruder Thomas, dessen Sohn Klaus hielt ihn für einen Vorläufer der Nazis und nannte ihn „Cowboy Mentor of the Führer“; Hermann Hesse verehrte ihn als Pazifisten, der Philosoph Ernst Bloch („Prinzip Hoffnung“) schätzte May als Utopiker. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen wollte als Kind gern Winnetous Schwester Ntscho-Tschi sein, Frauenfußball-Bundestrainerin Silvia Neid wäre dagegen gern Winnetou gewesen. Die Nazis machten Propaganda mit Karl May, die DDR stempelte ihn als bürgerlich-dekadent ab.

Mays Erfolgsgeheimnis liegt vielleicht in dem Satz: „Ich spreche zu meinen Lesern von Kind zu Kind“, also ohne zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden. Warum Gefängnisszenen bei Karl May so authentisch wirken? Der „Winnetou“-Erfinder hat wegen seiner Betrügereien, Diebstähle und Hochstapelei insgesamt fast acht Jahre in Haft verbracht. Erlogen war auch sein Doktortitel.

Im Jahr nach Mays Tod wurde der Karl-May-Verlag gegründet, der die Werke in stark bearbeiteter, mitunter verfälschender Form herausgab; erst die ab 1987 erschienene Ausgabe von Hermann Wiedenroth und Hans Wollschläger brachte Original-Texte.

Obwohl die erste May-Übersetzung schon 1881 in der Zeitung „Le Monde“ erschien, ist May in Frankreich, England und den USA bis heute so gut wie unbekannt geblieben.

Es gibt zwei wesentliche Karl-May-Museen: Eines ist im sächsischen Radebeul in der „Villa Shatterhand“ untergebracht, in der May bis zu seinem Tod lebte. Das Karl-May-Haus im Geburtshaus des Schriftstellers, der in Hohenstein-Ernstthal zur Welt kam, versteht sich als Literaturmuseum und zeigt zum 100. Todestag die Ausstellung „Karl May lebt!

Die Gesamtauflage der Werke Karl Mays wird auf weltweit auf über 200 Millionen Bände geschätzt, davon knapp die Hälfte auf Deutsch; der Karl-May-Verlag in Bamberg verkauft heute noch etwa 100.000 Bände pro Jahr. Die Unesco hält May für den meistübersetzten deutschen Autor, zuletzt erschienen noch Übertragungen ins Vietnamesische.