Essen. “Schwer verliebt“ heißt die Sat-1-Kuppelshow, die seit einigen Wochen vor laufender Kamera übergewichtige Menschen zueinander bringen will. Doch nicht alle Kandidaten sind mit ihrer Darstellung zufrieden. Teilnehmerin Sarah H. sagt nun die Show sei “eine einzige Lüge“ - auch die Landesmedienanstalt prüft nun das Format.

Sarah H. ist 27 Jahre alt, sammelt Barbies und lebt noch bei ihren Eltern. In der Sat-1-Sendung „Schwer verliebt“ sucht die Frau aus Idar-Oberstein seit einigen Wochen einen Partner. Wie im TV zu sehen war, traf sie sich mit Dirk und Bernd, beide übergewichtig und auf der Suche nach einer Frau. Zu Dritt schauen sie sich vor laufender Kamera Sarahs 160 Barbies an, lernen sich besser kennen und essenHot-Dogs zusammen. Es schien sogar so, als könnte sich zwischen Sarah und Dirk tatsächlich etwas aufbauen. „Eine einzige Lüge“ beschwert sich die Kandidatin jetzt in der Rhein Zeitung.

Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz prüft die Sendung

Sie hätte in der Show wieder und wieder die gleichen Sätze aufsagen müssen. Sie sie als Freak dargestellt worden, der seine sexuellen Fantasien an Barbies nachspiele, sagte Sarah H. weiter. Nach Ausstrahlung der Show sei sie im Internet beleidigt und in ihrem Heimatort Idar-Oberstein verspottet worden.

Doch nicht nur Sarah H., auch zahlreiche Zuschauer empfinden die Show als unangemessen und unfair gegenüber den dargestellten Personen. „Wir haben diverse Zuschauerzuschriften bekommen und prüfen das Format im Moment gründlich“ hieß es aus der Landesmedienanstalt Rheinland- Pfalz. „Sollten wir einen Verstoß feststellen, hat das natürlich Folgen für Sat 1“, so die Behörde weiter. Sprecher Joachim Kind hatte die Ironie und „Häme“ Berichten zufolge als „grenzwertig“ bezeichnet.

Kandidatenvertrag als Druckmittel

Das Konzept der Sendung, mehr oder weniger übergewichtige Menschen zueinander zu führen, und deren Umsetzung, stößt inzwischen auch bei der Politik auf Kritik. Martin Dörmann, medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, hält eine Debatte für dringend geboten. „Menschen, die nicht über die intellektuellen Fähigkeiten eines Anwalts verfügen“ würden von den Sendern dazu gebracht, „weitreichende Verträge arglos zu unterzeichnen“.

Dies bestätigt auch die „romantische Regalservicekraft“ Sarah H. Sie sei mithilfe des „Kandidatenvertrages“ dazu gebracht worden, zu sagen, was das Team von ihr verlangte. „Ich musste das tun“ klagte sie der Rhein Zeitung. Ihre Äußerungen seien vom Produzenten vorgegeben worden, bis zu 20 mal hätte sie diese nachsprechen müssen. Sat 1 betonte dagegen am Samstag, es gebe kein Drehbuch, nur einen Drehplan. Dies sei bei allen TV-Produktionen üblich und nötig.