Vest. .

Die mobile Zukunft liegt im Elektro-Antrieb. So ist es beschlossen und verkündet. Nur bei näherem Hinsehen bewegt sich auf den Straßen im Vest noch wenig mit Strom. 19 Fahrzeuge mit reinem Elektromotor sind bis dato beim Straßenverkehrsamt in Marl zugelassen worden.

Fünf davon sind Autos, der Rest sind Motor-Roller oder Leichtfahrzeuge – angesichts von 405 173 angemeldeten Fahrzeugen im Kreis Recklinghausen, die mit Benzin- bzw. Dieselmotoren ausgestattet sind, eine verschwindend geringe Zahl.

Dennoch: Die Branchen richten sich bereits ein auf die Zeit, in der Elektromotoren im Straßenverkehr eine größere Rolle spielen. „Wir werden die Ausbildungsinhalte auch auf den Bereich Elektromotoren ausweiten“, sagt zum Beispiel Friederike Tanzeglock (44), Geschäftsführerin der Kfz-Innung in Recklinghausen. Bis 2013 sollen diese in den Lehrplänen verankert sein. Derzeit befinden sich 640 Leute in einer der verschiedenen Ausbildungen im Kfz-Gewerbe.

Bislang gebe es eine Zusatzausbildung für gelernte Kfz-Mechaniker, in der Kenntnisse für den Elektroantrieb vermittel werden. Jeder zehnte Mitarbeiter der Branche, so Friederike Tanzeglock, habe bereits diese Ausbildung absolviert. Über 300 Werkstätten und Kfz-Händler sind in der Innung vertreten.

Die Geschäftsführerin sieht die Zukunft aber zunächst in den Hybrid-Fahrzeugen, deren Absatzzahlen zwar langsam, aber kontinuierlich steigen. 2398 davon sind im September 2011 bundesweit verkauft worden. Ein Plus von einem Prozent gegenüber September 2010. Dass sich aber die elektrobetriebenen Fahrzeuge kurzfristig durchsetzen werden, sieht die 44-Jährige nicht. „Die Ziele, die gesteckt worden sind, sind sehr hoch.“ Sie glaube auch nicht, dass sie zu erreichen sind. Der Hybridantrieb werde auf den Straßen häufiger zu sehen sein.

Um dem Elektrofahrzeug den Weg zu ebnen, müsse sich auch die Denkweise der Menschen ändern: „Die meisten möchten ein Auto, das es ihnen ermöglicht, einen Kühlschrank von Recklinghausen nach München zu fahren, ohne zu tanken. Obwohl dies niemand ernsthaft macht.“ Die Reichweite von Elektro-Fahrzeugen ist aber nur begrenzt. Es gibt Modelle, die locker Reichweiten von über 200 Kilometern schaffen. Friederike Tanzeglock: „95 Prozent der Fahrten bewegen sich in diesem Bereich. Dennoch muss es das Auto sein, das bis München fährt.“

Die Autoindustrie arbeitet auf Hochtouren, um Reichweiten und Technik zu verbessern, weil der Elektro-Antrieb durchaus technisches Entwicklungs-Potenzial hat. Das zeigt auch das erste Fahrzeug, das die 100 km/h-Marke knackte: Es war Anfang 1900 ein Wagen mit Elektroantrieb. Die Technik wurde aber wegen der Batterien nicht entscheidend weiterentwickelt.

Die ersten Vorboten des Elektroauto-Zeitalters sind aber bereits im Kreis sichtbar. Die Vestische hat seit August zwei Hybrid-Busse im Einsatz. Neben dem primären Dieselaggregat mit einer Leistung von 181 kW (246 PS) verfügen die Hybridbusse über einen zusätzlichen 85 kW (116 PS) starken Elektromotor. Auch Stromtankstellen gibt es bereits. So betreibt die RWE Effizienz GmbH in Recklinghausen in der Martinistraße 19, Herner Straße 249 und Uferstraße 2 sowie in Herten am Resser Weg Stromtankstellen. Und sollte die Entwicklung es erfordern, werde auch der Kreis über Stromtankstellen am Kreishaus und am Straßenverkehrsamt nachdenken.

Wer einen E-Flitzer Probe fahren möchte, meldet sich per Mail

Peter Bärwald (60) hat es getan. Er testet derzeit einen von fünf elektrobetriebenen Motorrollern vom Type „Esee Rider“ , die die RWE-Effizienz GmbH zur Verfügung gestellt hat. Sein erster Eindruck: „Interessant. Aber der Roller hat ja gar keine Motorbremse.“

WAZ-Leser haben die Möglichkeit, einen der Elektro-Roller für ein, zwei Tage selbst zu testen. Kosten entstehen keine. Wer will: E-Mail an die Vest-Redaktion, redaktion.vest@waz.de, unter dem Stichwort „Elektroroller“, genügt. Voraussetzung ist der Besitz eines Führerscheins M (Klasse drei) oder höher. Sollte es mehr Interessenten als Kapazitäten geben, wird gelost. Bei den Rollern handelt es sich um einen „Govesc“. Er ist knapp 50 km/h schnell. Die Reichweite liegt bei 100 Kilometern. Ist die Batterie leer, dauert es vier bis fünf Stunden, bis sie geladen ist. Geladen kann sie an dafür vorgesehen Stationen oder Daheim an der Steckdose. Der Neupreis des Rollers beträgt 4990 Euro.