Uedem. .
Vom Luftverteidigungsstützpunkt auf dem Uedemer Paulsberg aus passen nun auch zivile Mitarbeiter auf Tausende Satelliten auf.
Von Uedem mit dem Blick ins Weltall: Am Luftverteidigungsstützpunkt auf dem Paulsberg sind nun die ersten zivilen Mitarbeiter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eingezogen. Ihre Aufgabe – gemeinsam mit der Bundeswehr – ist die Überwachung der Satelliten-Umlaufbahnen um die Erde. Das so genannte Weltraumlagezentrum soll Unfälle im All verhindern.
Autonavigation, Wettervorhersagen und Fernsehen, zählt Dr. Gerald Braun vom DLR auf: Unser tägliches Leben hängt längst vom Weltraum ab. Der 51-Jährige, der zur Erdbeobachtung per Satellit promoviert hat, leitet das zivile Team, das Anfang September mit zwei Mitarbeitern in Uedem gestartet ist und bald vergrößert werden soll.
Kleinster Schrott kann
Satelliten zerstören
Mit Satelliten von der Größe eines Schuhkartons bis zu einem Kleinbus oder gar Raumstationen wie der ISS wird in den Umlaufbahnen um unseren Planeten gefunkt, geforscht und Militär koordiniert. Aber: „Da oben wird’s dicht“, sagt Braun. Die Zahl ins All geschossener Satelliten geht längst in die Tausende. Tendenz steigend. „Irgend jemand muss auf diese Dinge aufpassen.“ Weltraumlagezentrum-Leiter Oberstleutnant Olaf Holzhauer: „Unsere Kräfte in Afghanistan führen wir mit Satelliten. Es geht darum, diese Weltrauminfrastruktur zu schützen.“
Auch das ist das Weltraumlagezentrum: Auf den Computerschirmen tauchen auch mit „Afghanistan“ beschriftete Punkte auf, Mitarbeiter diskutieren vor dem Foto, welche Ansichten denn klassifiziert seien. „Wir sind hier aber nicht die deutsche Area 51“, scherzt der Presseoffizier mit Blick auf den von Verschwörungsgeschichten umwobenen US-Stützpunkt.
Schutz brauchen die Satelliten nicht nur vor Kollisionen untereinander. Denn die haben ihre festen Umlaufbahnen, können navigieren und ausweichen. Gefährlicher sind ausrangierte Satelliten, Schrott und bei Flügen ins All zurückgelassene Teile. „Wir haben im Weltraum ein Müllproblem“, sagt Holzhauer. Müll, der mit enormen Geschwindigkeiten um die Erde kreist: „Zehn Zentimeter große Teile können einen Satelliten zerstören.“ Da sei schnell bis zu eine Milliarde Euro vernichtet. Erkennt man die Gefahr Stunden vorher, könnten Satelliten ausweichen.
Teleskope und Radar sind die Augen der Weltraum-Verkehrsforscher. Computerprogramme stellen die Umlaufbahnen um die Erde dar. Für Deutschland gilt es aber erst einmal nachzuholen. „Wir beziehen die Daten im Wesentlichen von den Amerikanern und Franzosen“, so Holzhauer. Der Grund fürs deutsche Engagement: „Für eine Kooperation muss man auch selber etwas in die Gemeinschaft mit einbringen.“ So solle Uedem zu einem „deutschen Zentrum“ in der Beobachtung des Weltalls wachsen. Sich mit anderen Forschungsstellen zu vernetzen sei „ein Puzzlespiel“. „Wir sind noch klein, aber wir fangen an, die Infos zusammen zu tragen.“ Am Nato-Stützpunkt Paulsberg jedenfalls sind die Wege kurz, die übrigen Nationen im gleichen Gebäude wie das Weltraumlagezentrum vertreten.
Keine Kontrolle, wer Satelliten einsetzen darf
Und Arbeit gibt es genug, da sind die beiden Lagezentrum-Leiter sicher. Denn eine Beschränkung, wer weltweit Satelliten ins All schießen darf, gebe es nicht. Und beim Müll bleibt es bei dem Appell, wieder mit zurück auf die Erde zu nehmen, was man hochgeschossen hat. Ansonsten bleibt es oben. Eine Weltraum-Putzkolonne schließlich, sagt Braun, „das ist eine Aufgabe für die nächsten 20 bis 30 Jahre Forschung.“