Dortmund. .

Die Zeugnisse werden am Freitag wieder das dokumentieren, was Eltern zuvor nicht ahnten und Lehrer oft verzweifeln lässt: Fehlstunden, vor allem bei Acht- und Neuntklässlern, mitunter zwischen 100 und 200 pro Kopf.

„Immer mehr Schüler weigern sich, regelmäßig zur Schule zu gehen“, sagt Hartmut Braun, Fachberater für die Schulmüdenprojekte in NRW beim Landschaftsverband Rheinland. „Das Phänomen ist mit den jetzigen Instrumenten nicht in den Griff zu kriegen.“ Konkrete Zahlen gibt es nicht, neue Hochrechnungen gingen jedoch von bis zu 500 000 Betroffenen in Deutschland aus.

Etwa neun bis zehn Prozent eines Jahrgangs verließen die Schule ohne Abschluss – „darunter etwa 4 bis 6 Prozent Schulverweigerer“, so Braun.

Nach Ansicht von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sei der beste Weg, um Schulmüdigkeit zu vermeiden, den Schülern Freude am Lernen zu vermitteln. „Deshalb kommt es darauf an, dass Lehrer frühzeitig erkennen, welche individuelle Förderung jeder einzelne Schüler benötigt. Das hilft, Misserfolgen und Scheitern vorzubeugen“, sagte sie der WR. Erforderlich sei auch eine engere Verzahnung von Schule und Betrieben. Deshalb sollen möglichst schon alle Achtklässler eine Berufswahlorientierung erhalten. „Mit dem Blick in das praktische Arbeitsleben wird vielen leichter verständlich, warum sie nicht für die Schule, sondern für sich selbst und das spätere Leben lernen. Auch das kann Schulmüdigkeit vorbeugen.“

Um Schulschwänzer wieder in den Unterricht zu bringen, hat sich in Bergkamen ein Runder Tisch mit Vertretern von Stadt, Polizei und Schulen gegründet. Das Projekt setzt auf enge Zusammenarbeit und Information aller Beteiligten.