Nach dem ersten Europa-Gastspiel startet die Formel-1 nun im kanadischen Montreal, „ein wichtiges Wochenende um unseren Sport auf dem nordamerikanischen Markt zu präsentieren“, sagt Mercedes GP Teamchef Ross Brawn im Vorfeld des Rennens.

Im nächsten Jahr geht die Königsklasse des Motorsports dann auch in den USA im Bundesstaat Texas an den Start; die weltweite Expansion geht weiter.

Der 4,361 km lange Circuit Gilles Villeneuve in Montreal hat ähnlich wie die Strecke in Monaco eher langsamere Kurven. Daher kommen wie in Monaco auch die „soft“- und “super soft“-Reifen von Pirelli zum Einsatz. Montreal wird die erste Strecke in diesem Jahr sein, die ein etwas niedrigeres Luftwiderstandsniveau verlangt. Allerdings wird das vom Grip des Fahrbahnbelags und der Reifen abhängen.

„Im Vorjahr gab es einige interessante Strategien im Rennen, weil die Reifen stark abbauten. Natürlich wissen wir nicht, ob das mit den Pirelli-Reifen auch so sein wird“, erläutert James Key, Technischer Direktor bei Sauber F1, in Montreal. „Der Kurs hat einige enge Schikanen mit hohen Randsteinen, deshalb sind mechanischer Grip, gute Traktion sowie das Verhalten beim Überfahren der Randsteine wichtig.“

Montreal ist eine der anspruchsvollsten Strecken im Formel-1 Kalender mit der höchsten Bremsbelastung, entsprechend benötigt man hohe Bremsstabilität und Bremskühlung. Gleich an sechs verschiedenen Stellen sind die Bremsen auf das Extremste gefordert. Die Rennstrecke auf dem ehemaligen Olympiagelände zeichnet sich durch lange Vollgas-Passagen aus, wo die Autos an vier Stellen über 295 km/h schnell unterwegs sind. Dennoch eignet sie sich gut zum Überholen. Hintergrund: Der verstellbare Heckflügel, das KERS Hybrid (Kinetic Energierückgewinnungs-System) und die Reifencharakteristik werden das noch unterstützen.

Der Circuit Gilles Villeneuve gehört zu den Strecken, bei denen vergleichsweise wenig Abtrieb und geringer Luftwiderstand gefordert sind, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. „Im Rennen wird es erstmals zwei Zonen geben, in denen die Betätigung der Heckflügelklappe erlaubt ist. Dies könnte dazu beitragen, dass es in Kanada noch mehr Aktion und Spannung gibt als bei den großartigen Rennen der bisherigen Saison“, erläutert Norbert Haug, Mercedes-Benz Motorsportchef.

Weiterhin motiviert gibt sich Nico Rosberg (Mercedes GP), der zurzeit Siebter in der Fahrer-WM mit drei Punkten hinter Nick Heidfeld (Renault Lotus) ist: „Der GP von Kanada gehört zu meinen Lieblingsrennen. Montreal ist eine klasse Stadt, in der am Rennwochenende Karnevalsatmosphäre herrscht. Die Fans sind zuvorkommend und wahnsinnig begeisterungsfähig. Der Circuit Gilles Villeneuve ist eine schöne Strecke, die einige Herausforderungen bereithält, allem voran für den Motor und die Bremsen.“

Selbst Fehler machen dem Red Bull Team nichts aus

Dass Mercedes GP den Anschluss an Red Bull in Kanada finden wird, halten Experten für unwahrscheinlich. Vor dem 7. WM-Lauf in Kanada steht Sebastian Vettel (Red Bull) mit 143 WM-Punkten unangefochten an der Spitze, der Zweitplatzierte Lewis Hamilton (McLaren Mercedes) folgt mit 85 Punkten.

Diese beiden Zahlen sagen eigentlich schon alles. Vettel fährt mit fünf Siegen in sechs Rennen allen davon, und dies selbst dann, wenn Fehler unterlaufen und das Team seine Rennstrategie plötzlich ändern muss – wie bei einem schlechten Boxenstopp in Monaco.

Wird Red Bull in Montreal wieder an der Spitze fahren?

Bislang hat das erfolgreiche Team den GP Kanada nicht gewinnen können. Anders die direkte Konkurrenz McLaren Mercedes: Hier lieferten Lewis Hamilton und Jenson Button im vergangenen Jahren einen Doppelsieg ab. „In Montreal habe ich meine erste Pole Position und meinen ersten Sieg in der Formel 1 gefeiert“, gibt Hamilton zu bedenken. „Ich kam immer sehr gut zurecht und die Streckenführung scheint meinem Fahrstil zu liegen. Letztes Jahr gewann ich hier von der Pole Position.“

Dies lässt auf ein spannendes Rennen am Sonntag hoffen. Und was macht Michael Schumacher, der an der Spitze des Feldes nicht in Erscheinung treten kann und eher im Mittelfeld dahin dümpelt. Nach dem Rennen in Monaco glaubt Schumacher, „dass das Team seine Lektionen gelernt hat und bereit ist in Kanada wieder alles zu geben.“

Doch oftmals ist auch dies zu wenig.