Die Vorgeschichte des Verhütungsmittels reicht bis ins Europa der 1920er Jahre zurück. In Innsbruck experimentierte der Naturwissenschaftler Ludwig Haberlandt bereits vor 90 Jahren mit dem Einsatz von Hormonen zur Empfängnisverhütung. Haberlandt testete 1922 einen Impfstoff, der bei Kaninchen erfolgreich den Eisprung verhinderte und Schwangerschaften unterband. In den 50er Jahren griffen US-Mediziner seine Ansätze auf.
Die Krankenschwester Margaret Sanger und die Naturwissenschaftlerin Katherine Dexter McCormick sammelten Millionen von Dollar, um die pharmazeutische Forschung für eine Verhütungspille zu beschleunigen. Schließlich überzeugten sie die Pharmakologen Gregory Pincus und John Rock, sich der Aufgabe anzunehmen. Die Forschungen der beiden Wissenschaftler führten zur Entwicklung des Hormonpräparats Enovid, das auf Haberlandts Idee beruhte: Es verhinderte den Eisprung.
1956 testeten Pincus und Rock das Mittel erfolgreich an 250 Frauen in Puerto Rico. 1957 kam das Mittel Enovid zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden in den USA auf den Markt, 1960 wurde es von der US-Arzneimittelbehörde FDA offiziell auch als Pille zur Empfängnisverhütung zugelassen. Der jahrzehntelange Kampf um die Verhütung per Tablette war damit freilich noch lange nicht vorbei. Die Pille musste sich gegen gesetzliche Verbote und starke moralische Vorbehalte durchsetzen - in den USA wie in Deutschland. (afp)