Süd.
Als offensichtlichen Versuch, das Verwaltungsgericht noch einmal unterschwellig zu beeinflussen, werten die Gegner der umstrittenen CO-Pipeline jüngste Äußerungen des Bayer-Konzerns zur Polycarbonat-Produktion am Standort Uerdingen.
Ab Montag, 23. Mai, verhandelt das Gericht in Düsseldorf die ersten Klagen, die gegen das Projekt eingereicht wurden. Laut Pressemitteilung vom 2. Mai plant Bayer, die Produktion des Hochtechnologie-Kunststoffs Polycarbonat am Endpunkt der CO-Pipeline stark auszubauen, von 330 000 auf 400 000 Jahrestonnen. 90 Millionen Euro will Bayer darin investieren. Aber, so heißt es weiter: „Die Steigerung der Produktion auf World-Scale-Format erfordert eine abgestimmte Sicherheit der Rohstoffversorgung - im Wesentlichen bei Phenol, Chlor und Kohlenmonoxid“ (CO). Und diese Stoffe sollen bekanntlich vom Werk Dormagen per Pipeline nach Uerdingen transportiert werden.
Polycarbonat wird in Automobilen verbaut, in modernen Flachbildschirmen und Möbeln, aber auch in der Medizintechnik. „Der Bedarf wächst weltweit erheblich“, so Bayer weiter. In Europa gehe man von einem jährlichen Wachstum von fünf Prozent aus. Um diese Nachfrage bedienen zu können, werde der Ausbau in Uerdingen benötigt. Die dort geplanten modernen Verfahren würden den Stromverbrauch um 30 % senken.
Erich Hennen, Sprecher der Duisburger Pipeline-Gegner, hält dagegen, schon heute könnten in Uerdingen die angekündigten 400 000 Jahrestonnen erzeugt werden. Außerdem seien immer schon jährlich 40 Mio Euro in die Anlagen investiert worden. Hennen hält das alles für „gezielte Fehlinformationen“. Bayer lenke nur davon ab, dass es die behördlich geforderten Nachbesserungen am Sicherheitsstandard der CO-Pipeline bis heute nicht umgesetzt habe.
Die Pipeline-Gegner aus dem Kreis-Mettmann sehen in einer in der dortigen Lokalpresse zitierten Aussage von Bayer eine Kehrtwende in der bisherigen Strategie. Dort erklärte Bayer-Pressesprecher Jochen Klüner auf die Frage, was geschehe, wenn die CO-Pipeline nicht in Betrieb gehe, dann werde der Vorstand eine zuverlässige Versorgung des Standorts Uerdingen mit CO sicherstellen. Das, so Pipeline-Gegner Dieter Donner, sei der erste Ansatz für den von Bayer seit Jahren geforderten „Plan B“, den Ausbau der Produktion vor Ort.