Wenden. .
Vinzenz Jung, Günter Hupertz, Winfried Koch, Helmut Weingarten, Karl-Heinz Wurm, Walter Schneider, Alfons Häner und Alois Rademacher lieben die Berge: Die schönsten Regionen des europäischen Hochgebirges haben die Wendschen Bergvagabunden entdeckt, viele Gipfel erklommen. Von Hütte zu Hütte wanderten sie im Stubaital, in den Dolomiten und rund um den Mont Blanc. In den Berner Alpen mit der markanten Dreiergruppe Jungfrau, Eiger und Mönch, der Allgäuer Bergwelt und dem Montafon mit dem 3312 Meter hohen Piz Buin waren sie unterwegs. Auf dem Latzfonser Kreuz, das zu den höchstgelegenen Pilgerstätten Europas zählt, haben sie gestanden.
In diesem Jahr hatte Wanderführer und Organisator Helmut Weingarten die Zillertaler Alpen als Ziel gewählt.
Eine Hütte auf über 1000 Meter über dem Meeresspiegel bei Kaltenbach war der Stützpunkt, um die erhabenen Ostalpen zu erkunden: das 2236 Meter hoch gelegene Spieljoch, auf dem die Gruppe eine Bergmesse miterlebte, das Kreuzjoch mit Besteigen der Karspitze (2285 Meter), die saftig grünen Almen und Blumenwiesen der Geols- und Gartalm. Mit der größten Gondel Österreichs, die 160 Personen fasst, ging es fast lautlos in sonnige Höhen auf den Genießerberg Ahorn. Herrliches Panorama mit riesigen Felsstürzen, tosenden Wasserfällen und großartiger Sicht über das Löfflerkees mit dem großen Löffler (3376 m) erwartete die Wanderer im Stilluptal.
Die letzte Tour: Wanderer
zollen dem Alter Tribut
„Leider wird es die letzte Tour der Gruppe gewesen sein, denn das Alter zollt bei einigen von uns Tribut“, sagte Helmut Weingarten. Unzählige Erinnerungen indes werden bleiben.
Die Idee, eine separate Wandergruppe „Wandern Alpin“ innerhalb der Wendener SGV-Abteilung zu gründen, entstand 1992 in einem lockeren Gespräch zwischen Alfons Häner, Vinzenz Jung und Helmut Weingarten. Nur wenige Monate später fand die erste Tour in die Stubaier Alpen statt. Wanderten sie in den ersten Jahren noch von Hütte zu Hütte, dienten ab 1995 urige Behausungen als Basisstation, um von dort aus verschiedene Tagestouren zu unternehmen.
Vor zwei Jahren erstellten sie ein Buch, das mit Bild und Text von den erlebnisreichen Wanderwochen erzählt. Unvergessen ist zum Beispiel die Reise in das Mont-Blanc-Massiv mit 4807 Metern Gipfellage im Jahr 1994. Wegen der hohen Anforderungen an Organisation und Durchführung wurden zwei Bergführer des Alpenvereins Gummersbach zu Rate gezogen. Bei dieser Wandertour hatten die wackeren Wendener ihre größte Herausforderung zu bestehen: Elf Stunden Wanderung an einem Tag mit einer Höhendifferenz von 1200 Metern waren zu bewältigen.
Bleibende Eindrücke haben auch viele Begegnungen hinterlassen. Dabei hat die Ruhe und Zufriedenheit der Bergmenschen den Wendenern immer wieder aufs Neue imponiert.
Ganz unverhofft begegnete man 1999 auf einer abgelegenen Alm in Südtirol Peter Maffay, der zu seinem 50. Geburtstag mit dem Motorrad in die Abgeschiedenheit der Berge flüchtete und dabei auf die acht Wendener traf. Gemeinsam wurde gescherzt, getrunken und gesungen, wobei die Wanderer a capella und mit ihren Instrumenten beeindruckten. Akkordeon, Banjo, Panflöte und Mundharmonika waren stets im Gepäck, denn die Musik stand neben dem Wandern stets im Mittelpunkt des Zusammenseins. Auf manchen Gipfeln und in vielen Kirchen wurde das „Sancta Maria“ gesungen, in vielen Hütten in internationaler Runde musiziert.
Vor zehn Jahren hat Winfried Koch die beliebtesten Lieder in einem Gebirgs- und Hüttenliederbuch zusammengestellt.
„Das schönste auf der Hütte ist, mit Freunden zusammen zu sein“, drückte Vinzenz Koch es einmal aus und sprach seinen Wanderfreunden mit diesen einfachen Worten aus dem Herzen. Am Ende steht der Dank für die vielen erlebnisreichen Wochen und dafür, dass sie in all den Jahren gesund in die Heimat zurück kehrten. So schreibt Helmut Weingarten am Ende des Buches: „Der Dank, der von Menschen zu Gott aufsteigt, ist das größte Geschehen zwischen Erde und Himmel“ (Albert Schweitzer).