Dortmund. .
Die Pflicht ist absolviert, aber die Kür steht noch aus. So, oder so ähnlich könnte man seine Sicht auf den Start ausrichten, denn die Millionenspiele gegen FK Qarabag Agdam rücken nach dem Ausflug ins südliche Bayern unweigerlich in den Blickpunkt.
Der über weite Strecken durchaus ordentlichen Leistung Borussias war es geschuldet, dass der Basler-Effekt aus blieb. Es waren 90 einseitige Minuten in Burghausen zu sehen und schon früh war kein Zweifel an Runde 2 im DFB-Pokal angebracht. Und so wand man sich in der Pressekonferenz ungleich Wichtigerem zu: „Hier gibt´s ne Burg?“ Da musste erst der Schwabe Jürgen Klopp aus dem entfernten Dortmund anreisen, um dem Rheinland-Pfälzer Mario Basler die Sehenswürdigkeiten im oberbayerischen Burghausen näher zu bringen. So ist er halt, der Jürgen. Stets nett und zuvorkommend.
Doch die Mär vom lieben, netten Herrn Klopp nähert sich inzwischen längst einer ernüchternden Gewissheit. Er kann auch anders, der Übungsleiter K. Man darf sich da nicht täuschen lassen von der einnehmenden Wärme, die er zuweilen auszustrahlen vermag. Hier neben Günther Jauch fachkundig sympathisch erklärend, dort fröhlich in den westfälischen Zwieback beißend oder honorige Vorträge vor begeisterten Menschen haltend.
Die knallharte Seite des Jürgen Klopp
Florian Kringe und Nelson Valdez kennen sie, die andere, die knallharte Seite des Jürgen Klopp. Erbarmungslos sortierte er sie aus und schob sie von einem Tag auf den anderen aufs Abstellgleis. Ur-Borusse Kringe, immerhin seit der C-Jugend 1994 für den BVB am Ball, nährte im Mai noch das Prinzip Hoffnung: „Ich hoffe, dass die BVB-Verantwortlichen offen und ehrlich zu mir sind“ - und das waren sie ja dann auch. Auf Wiedersehen und alles Gute, lautete das ernüchternde Fazit!
WM-Fahrer Nelson Valdez, sicher kein torgefährlicher Knipser, aber immerhin stets als vorbildlicher Rackerer und Kilometergararant bekannt und von den Fans dafür hoch geschätzt, blüht dasselbe Schicksal. Dortmunder Spielberichtsbogen führen seinen Namen nicht mehr. Verdienste und Menschlichkeit bleiben dabei auf der Strecke. Sentimentalitäten kann sich heutzutage niemand leisten.
Nun könnte man das mit dem normalen Konkurrenzkampf und seinen unterlegenen Opfern abtun. Doch plötzlich gesellen sich mit Markus Feulner und Tamas Hajnal zwei weitere Spieler dazu, deren Verweildauer im Kader offenbar inzwischen als begrenzt einzuschätzen ist. Beide hat der BVB-Coach nicht mehr auf dem Zettel.
Zweifel an Eignung
An ihrer Eignung ergaben sich allerdings schon seit längerer Zeit Zweifel. Während der „beste Zweitligaspieler der Saison 2008/09“ hier zu keiner Zeit den Nachweis sportlicher Qualifikation erbringen konnte, so muss man dem Ungarn nach anfänglichen Lichtblicken erst seit der verkorksten Rückrunde der letzten Saison bescheinigen, dass es hinten und vorn nicht (mehr) reicht. Trösten wir uns damit, dass bekanntlich jedem Ende ein Anfang inne wohnt, auch wenn es den Beteiligten derzeit wenig helfen wird beim drohenden Abgang aus dem Paradies.
Ungeachtete dessen geht Borussia ihren Weg weiter. Immer weiter. Stiepermann, Hornschuh und Götze heißen sie, die Neuzugänge, auf denen durch gezielte, weitere Förderung große Hoffnung ruht. Was schert es unsereinen, ob Raul, Robinho, Misimović , oder wer auch immer in der Nachbarschaft anheuert? Entscheidend is’ nun mal auf’m Platz, wie es ein jedem Dortmunder von Adi Preißler für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt hinterlassen wurde. Und da können auch in heutigen Zeiten noch (blaue) Wunder geschehen…
16.08.2010 – Holger W. Sitter, die kirsche.com