Wenn es um Wohnimmobilien geht, predigen Experten drei wichtige Kriterien: Lage, Lage, Lage. Wer den Essener Grundstücksmarktbericht 2009 studiert, stellt schnell fest, dass der Standort auch hier verlässlich den Preis des Eigenheims oder der Eigentumswohnung definiert.
Mit zum Teil frappierenden Unterschieden in den Stadtteilen. So kosten etwa Einfamilienhäuser aus den Baujahren 1975 bis 2004 mit 120 Quadratmetern Wohnfläche in Altenessen rund 180 000 Euro, in Bredeney hingegen 290 000 Euro. Burgaltendorf und Werden gehören hier mit etwa 270 000 Euro ebenfalls zu dem gehobenen Preissegment, in Horst, Schönebeck oder Stoppenberg kann man ein vergleichbares Haus bereits für etwa 200 000 Euro erstehen. Bei Eigentumswohnungen zeigt sich ein vergleichbares Bild: Kostet eine 85-Quadratmeter-Wohnung in Altenessen rund 90 000 Euro, muss man in Bredeney hierfür 150 000 Euro zahlen. Burgaltendorf gehört hier mit Preisen 140 000 Euro ebenfalls zu den teuren Pflastern. In Schönebeck, Stoppenberg und Werden ist man mit 130 000 Euro im Geschäft. Erstaunlich günstig liegt hier Horst mit etwa 70 000 Euro.
128 Grundstücke wurden 2008 veräußert
Der Grundstücksmarktbericht gibt erstaunliche Hinweise auf die Bedürfnisse der Bürger. So herrscht in der Stadt trotz stark sinkender Einwohnerzahl großes Interesse an Baugrundstücken. Im vergangenen Jahr wurden zwischen Karnap und Kettwig rund 128 Wohnbaugrundstücke mit einer Fläche von 170 000 Quadratmetern veräußert. Damit ist die Zahl verkaufter Grundstücke gegenüber 2007 um über 50 Prozent gestiegen. Dies ist für einen gesättigten Markt, auf dem es eigentlich ausreichend Wohnraum gibt, ein wichtiges Signal: (Neu-)Bürger wünschen Flächen, auf denen sie ihre Vorstellungen verwirklichen könnten. Früher oder später wird sich, so vermuten Experten, die Frage nach einem Rückbau unvermietbarer Gebäude noch drängender stellen als heute.
Bauen in Essen ist nicht ganz billig: Typische baureife Grundstücke für Doppelhaushälften und Reihenendhäuser kosten in guter Lage rund 380 Euro pro Quadratmeter, in mittlerer Lage 260 Euro und in mäßiger Lage 190 Euro. Im erweiterten Einzugsgebiet der Pendlerstadt Essen, also etwa am Niederrhein, ist Bauland deutlich günstiger zu haben und deshalb gerade für junge Familien attraktiver.
Im vergangenen Jahr wurden 761 Bestandsimmobilien, also Ein- und Zweifamilienhäuser, verkauft. Das waren etwa sechs Prozent weniger als 2007. Stark rückläufig ist die Zahl der verkauften Mietwohnhäuser. Stabil blieb derweil die Zahl neu errichteter Eigentumswohnungen (113), während die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen rückläufig ist.
Der Grundstücksmarktbericht verzeichnet auch einen traurigen Trend: Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Essen ist gestiegen. Immer häufiger können Eigenheimbesitzer den Kredit nicht mehr bedienen, wenn Unvorhergesehenes wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Scheidung dazwischenkommt. Wer soeben seinen Job noch sicher wähnte, kann in der Wirtschaftskrise leicht überrascht werden.
Der Grundstücksmarktbericht dient übrigens nicht nur Immobilieninteressenten und -besitzern als grobe Orientierungshilfe, sondern verschafft auch Fachleuten einen tieferen Einblick in den lokalen Grundstücksmarkt. Sogar Sachverständige schätzen anhand der Daten den Wert von Häusern, Wohnungen und Grundstücken.