Im Untersuchungsausschuss zu dem verheerenden Luftangriff bei Kundus steht derzeit die Glaubwürdigkeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im Mittelpunkt. Der Minister hatte den Angriff mit bis zu 142 Toten zunächst als militärisch angemessen bezeichnet, dies später aber revidieren müssen.

4. September: Noch am Tag des Luftangriffs mit vielen zivilen Toten verteidigt der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) die vom deutschen Oberst Georg Klein angeordnete Bombardierung zweier von den Taliban entführter Tanklaster. Zur Begründung verweist er auf Anschlagsdrohungen gegen die Bundeswehr.

8. September: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert in einer Regierungserklärung lückenlose Aufklärung, wendet sich aber gegen „Vorverurteilungen“ aus dem In- und Ausland. Die Nato räumt erstmals ein, dass bei dem Angriff auch Zivilisten getötet wurden.

9. September: Von in Afghanistan stationierten Bundeswehrkräften wird der Feldjäger-Bericht erstellt, in dem von zivilen Opfern die Rede ist.

11. September: Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan stellt sich hinter die Soldaten; der Angriffsentscheidung sei eine „sorgfältige Beurteilung der Lage“ vorangegangen.

5. Oktober: Jung will an diesem oder dem folgenden Tag von Schneiderhan erfahren haben, dass es einen Feldjäger-Bericht gibt. Er habe den Text an die Nato weiterleiten lassen, sagt Jung am 26. November im Bundestag. Über den Inhalt habe er nichts erfahren.

29. Oktober: Schneiderhan gibt eine Erklärung zu dem inzwischen vorliegenden Nato-Bericht über den Angriff ab, den er als angemessen bezeichnet. Die Zahl der Toten soll laut Nato bei bis zu 142 liegen. Laut Schneiderhan gibt es keine Bestätigung, dass „unbeteiligte Personen“ ums Leben gekommen sind. Anwälte von Opfern sprechen Wochen später von 139 zivilen Toten.

6. November: Der neue Verteidigungsminister Guttenberg bezeichnet das Bombardement als angemessen. Die Bundesanwaltschaft nimmt Prüfungen zu dem Angriff auf.

25. November: Guttenberg wird von seinem Ministerium über den bislang geheim gehaltenen Feldjäger-Bericht informiert. Das Ministerium informiert Merkel per Fax.

27. November: Jung tritt infolge der Kundus-Vorwürfe von seinem neuen Amt als Arbeitsminister zurück.

3. Dezember: Guttenberg revidiert vor dem Bundestag seine Einschätzung des Luftangriffs und nennt ihn nun „militärisch nicht angemessen“.

14. Dezember: Guttenberg lehnt einen Rücktritt wegen angeblicher Täuschung der Öffentlichkeit ab. Das Kanzleramt weist Vorwürfe zurück, die Strategie der Bundeswehr in Afghanistan habe sich geändert und Aufständische würden gezielt getötet.

16. Dezember: Schneiderhan wirft Guttenberg die Verbreitung von Unwahrheiten vor. Der Verteidigungsausschuss konstituiert sich als Untersuchungsausschuss.

10. Februar: Die Bundesregierung stuft die Lage in Afghanistan als „bewaffneten Konflikt“ ein. Bundeswehr-Soldaten im Einsatz wie Oberst Klein hätten demnach nicht so schnell strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten. Klein nennt den Angriff als Zeuge im Ausschuss erneut „angemessen“. (afp)