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Die kontroverse Debatte unter Fußballfans um die unterschiedlichen Anstoßzeiten geht weiter. ZDF und Sky verzeichnen einen Zuwachs der Zuschauerzahlen, ARD und DSF einen Rückgang.

Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in die Rückrunde, und die kontroverse Debatte um die unterschiedlichen Anstoßzeiten an jedem Wochenende unter den Millionen Fußballfans geht weiter. Auch die Fernsehsender spüren die Auswirkungen der neuen Rechtevermarktung seit Sommer 2009. Während sich das ZDF und der Bezahlsender Sky nach eigenen Angaben zu den Gewinnern zählen, verzeichnen die ARD und das Deutsche Sportfernsehen (DSF) teilweise einen leichten Rückgang der Einschaltquoten.

So lässt die Spielplan-Gestaltung der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die «Sportschau» nur noch fünf aktuelle Berichte über die Erstliga- Samstag-Begegnungen zu. Die Folge: An den 17 Spieltagen der Hinserie schalteten nach Angaben des verantwortlichen WDR durchschnittlich 4,97 Millionen Zuschauer den ARD-Klassiker zwischen 18.00 und 20.00 Uhr ein. Damit schauten pro Spieltag rund 200 000 Zuschauer weniger zu als in der ersten Halbserie 2008, als noch sechs Begegnungen um 15.30 Uhr angepfiffen wurden, wie Redaktionsleiter und WDR-Sportchef Steffen Simon im ddp-Interview sagt.

Er versichert jedoch: «Die neue Aufsplitterung der Bundesliga-Spieltage hat uns nicht wirklich weh getan. Die Verluste waren in etwa einkalkuliert.» Das geringere Bildschirminteresse beziehe sich vor allem auf die Zeit vor 19.00 Uhr, wenn Spiele der 2. und 3. Liga gezeigt werden, erläutert Simon. In diesem Zusammenhang befürchtet er auf Dauer ein Imageproblem, «was uns eher schmerzt». Deshalb gebe es Gespräche mit der DFL, damit künftig samstags mehr Spitzenspiele der 2. Bundesliga angesetzt werden.

Von dem neuen Topspiel am Samstagabend um 18.30 Uhr profitiert das «Aktuelle Sportstudio» im ZDF. Im Schnitt 2,32 Millionen Zuschauer sahen nach Mainzer Angaben im zweiten Halbjahr 2009 die samstägliche Sendung, die oft erst zu später Stunde beginnt. Damit schauten über 300 000 Sportfans mehr auf zu, im zweiten Halbjahr 2008 waren es im Schnitt 1,99 Millionen Zuschauer gewesen.

Als einen Grund für diesen Quotenanstieg nennt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz das grundsätzliche Interesse am Topspiel. «Wir wissen aber auch, dass die redaktionelle Aufbereitung mit Spielbericht, einem Spezialaspekt des Spiels und der virtuellen Analyse von Spielszenen vom Zuschauer geschätzt und angenommen wird», sagte er der Nachrichtenagentur ddp.

Als Gewinner sehen sich auch die dritten ARD-Programme. Nachdem das Erste auch die Erst-Verwertungsrechte für die Sonntagspiele im Free-TV erworben hat, sahen insgesamt mehr als 1,7 Millionen Zuschauer nach 21.45 Uhr die Zusammenfassungen in NDR, BR, WDR, HR, RBB und SWR. Damit sei die Akzeptanz dieser Sportsendungen deutlich gestiegen, hieß es beim Ersten.

DSF-Chefredakteur Alexander Rösner hingegen beklagt einen «leichten Quotenrückgang» bei »Hattrick am Sonntag«. Dieser sei darauf zurückzuführen, dass «wir durch die neuen Spieltagansetzungen nur noch drei statt bisher fünf tagesaktuelle Zweitligapartien in der Sendung haben.» Die beiden Samstagspiele seien zudem in der Regel «sehr attraktive» Paarungen. So schauten im DSF die 2. Bundesliga sonntags 510 000 Fans, im Jahr zuvor waren es noch knapp 600 000. Am Freitagabend sahen die Berichte in Schnitt 470 000 Fans.

«Grundsätzlich hängen die Quoten immer von der Attraktivität der Mannschaften ab», sagt Rösner auf ddp-Anfrage. »Hier machen sich die Aufstiege des 1. FC Nürnberg, Mainz 05 und des SC Freiburg in die Bundesliga leicht bemerkbar. Quotenstarke Vereine wie Köln oder Mönchengladbach brachten in der Vergangenheit den Jahresschnitt natürlich immer nach oben.»

Für den Pay-TV-Sender Sky, der zuvor Premiere hieß, zahlen sich die zwei zusätzlichen separaten Anstoßzeiten am Samstagabend und am Sonntagnachmittag um 15.30 Uhr offenbar aus. Nach Angaben eines Sendersprechers werden jetzt deutlich mehr Fußballfans erreicht als zuvor. Konkrete Zahlen wollte er jedoch nicht nennen. Ende 2009 hatte Sky nach eigenen Angaben mehr als 2,4 Millionen Abonnenten. (ddp)