Berlin. .

Nach wochenlangen Studentenprotesten wollen die Kultusminister der Länder bei den Bachelor- und Master-Studiengängen weiter nachbessern. Dies geht aus einem Eckpunktepapier für die Kultusministerkonferenz hervor, das DerWesten vorliegt.

Die wochenlangen Studentenproteste zeigen Wirkung. Die Kultusminister der Länder wollen bei ihrer Konferenz am Donnerstag offenbar bei den Bachelor- und Master-Studiengängen einige Forderungen der Studierenden erfüllen.

Demnach soll es in Zukunft am Ende eines Lernmoduls in der Regel nur noch eine Prüfung geben. In besonders begründeten Fällen könnten sogar mehrere Module mit nur einer Prüfung abgeschlossen werden, heißt es weiter. Damit reagieren die Minister auf die Kritik der Studierenden, die über zu viele Prüfungen bei den im Rahmen des Bologna-Prozesses eingeführten Bachelor- und Masterstudiengängen klagen.

Bachelor soll auch länger dauern können

„Wir brauchen einen Bologna-Check für jeden einzelnen Studiengang”, sagte NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart (FDP) dieser Zeitung. Mit Blick auf die Konferenz forderte er „ein klares Signal für Verbesserungen” bei den Studiengängen. So sollen die Hochschulen die Studierbarkeit von Fächern erhöhen, in dem sie die Länge des Bachelor- und Masterstudiums individuell anpassen. Soll heißen: Der Bachelor kann auch sieben oder acht anstatt sechs Semester dauern, wenn der Master-Studiengang entsprechend kürzer ausfällt. Auch so kommen die Studierenden dann auf die anvisierte Regelstudienzeit von zehn Semestern. Zudem sollen die Hochschulen die Fächer so gestalten, dass die Studenten leichter Auslandssemester machen können.

Die angestrebten Änderungen gehen den Grünen indes nicht weit genug. „Bund und Länder sind nicht aus dem Schneider, wenn sie den Hochschulen eine Entrümpelung der Studiengänge und Reduzierung der Prüfungszahl empfehlen”, sagte der hochschulpolitische Sprecher der Ökopartei, Kai Gehring. Bessere Studienbedingungen und -finanzierung sowie ein freier Zugang zum Master-Studium seien entscheidende Stellschrauben für eine Akzeptanz der Reform, sagte Gehring weiter.

Einfach mehr Bafög reicht nicht

In eine ähnliche Richtung ging die Kritik des Deutschen Studentenwerks (DSW) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die gestern ihre Vorstellungen für eine umfassende Bafög-Reform vorlegten. Tenor: Einfach nur erhöhen, das reiche nicht aus, sagte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock. „Wir wollen mehr.” Konkret: Die Fördersätze sollten um drei bis vier Prozent, die Elternfreibeträge um vier bis fünf Prozent steigen, mit dem Ziel, so Sehrbrock, „dass mehr Studierende in den Kreis der Geförderten kommen”. Dazu soll die Altersgrenze für Bafög-Empfänger (30 Jahre) gestrichen werden, um Studenten auch nach einer Berufstätigkeit ein Studium zu ermöglichen. Außerdem soll ein Wechsel des Studiengangs nicht mehr bedeuten, dass der Bafög-Geldhahn zugedreht wird.

Was das kostet

Was das alles kosten würde? Studentenwerk und DGB beziffern die Mehraufwendungen auf etwa 130 Millionen Euro im Jahr. Derzeit lassen sich Bund und Länder das Bafög rund 2,3 Milliarden Euro im Jahr kosten. Rund 500 000 der zwei Millionen Studenten in Deutschland erhalten dabei den Fördergeld-Höchstsatz von 648 Euro pro Monat.

Der Bafög-Kritik zum Trotz ist die Zahl der Studienanfänger in Deutschland zuletzt gestiegen – obwohl sechs der 16 Bundesländer allgemeine Studiengebühren kassieren. So haben sich in diesem Jahr 423 000 Personen an den Hochschulen neu eingeschrieben, wie aus dem Bericht „Hochschulstandort Deutschland 2009” des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Die Studienanfängerquote stieg damit von 40 Prozent in 2008 auf 43 Prozent in 2009. Einen Zusammenhang zwischen Studiengebühren und der Wahl der Hochschule konnten die Statistiker dabei nicht erkennen.

Als weiteres positives Ergebnis hält der Bericht einen neuen Höchststand bei den Abschlüssen in naturwissenschaftlich-technischen Fächern fest. 102 400 Studierende machten hier im vergangenen Jahr ihr Examen. Auch mit Blick auf dieses Ergebnis schlussfolgerte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestern: „Deutschland ist ein sehr erfolgreicher Hochschulstandort.”