Berlin. .

Seit Monaten schon machen Deutschlands Studenten immer wieder ihrem Unmut über die Studienbedingungen an Deutschlands Hochschulen mit Demonstrationen oder Besetzungen Luft. Am Donnerstag laden sie zur Großdemo gegen Bachelor und Master.

Am Donnerstag ist in Bonn am Rande eines Treffens der Kultusministerkonferenz (KMK) eine Großdemo geplant. Im Zentrum der Kritik steht dabei die Bologna-Studienreform, in deren Rahmen die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt wurden.

Was verbirgt sich hinter der Bologna-Reform?

Der Name der Reform geht auf die sogenannte Bologna-Erklärung aus dem Jahr 1999 zurück. Ziel war es, bis zum Jahr 2010 einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Dazu sollten unter anderem Bachelor- und Masterstudiengänge mit europaweit vergleichbaren Abschlüssen eingeführt und die Mobilität der Studenten verbessert werden. An dem Bologna-Prozess sind inzwischen 46 Staaten beteiligt.

In Deutschland sind die kürzeren und verschulteren Bachelor- und Masterstudiengänge das Kernstück der Reform. Der Bachelor führt nach drei bis vier Jahren zum Abschluss. So sollen die deutschen Hochschulabsolventen früher als bisher ins Berufsleben einsteigen. Auf dem Bachelor baut der ein- bis zweijährige Masterstudiengang auf. Die Zulassung dazu hängt auch von den Leistungen im Bachelor-Studiengang ab.

Wie weit ist die Umstellung vorangeschritten?

Fast drei Viertel (74 Prozent) der Erstsemester begannen im Studienjahr 2008 ein Bachelorstudium. Acht Prozent nahmen ein Lehramtsstudium auf, weitere 18 Prozent ein «klassisches» Studium. Zu den klassischen Fächern gehören dabei unter anderem Medizin oder Recht, für die derzeit auch keine Umstellung auf den Bachelor geplant. Insgesamt sind nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) aber bereits knapp 80 Prozent aller Studiengänge auf Bachelor- oder Masterabschlüsse umgestellt.

Wogegen richtet sich die Kritik?

Von Studenten, aber zum Teil auch von Professoren wird die Umsetzung der Reform scharf kritisiert. Bemängelt wird unter anderem, dass die Prüfungslast zu hoch und die Vorgaben zu starr sind. Von einer zu weitgehenden Verschulung ist oft die Rede. Zur Entlastung wird oft die Forderung erhoben, dass ein Bachelor-Studium im Zweifel auch etwas länger dauern soll als bisher. Gefordert wird zudem ein leichterer Übergang vom Bachelor- zum Master-Studiengang.

Kritiker führen zudem an, dass der Wechsel von Hochschulen oft nicht wie angestrebt leichter, sondern sogar schwieriger geworden sei. Auf Unverständnis stößt an den Technischen Universitäten auch die Abschaffung des Abschlusses «Diplom-Ingenieur», der nach Ansicht der Befürworter weltweit hohe Geltung hat.

Welche Nachbesserungen soll es geben?

Bund und Länder, aber auch die Hochschulen streben Nachbesserungen an der Reform an. So drängen die Kultusminister etwa darauf, die Studiendauer flexibler zu gestalten und die Möglichkeit eines bis zu vier Jahre langen Bachelor-Studiums auszunutzen. Zudem sollen die Prüfungsbelastungen verringert werden. Explizit wird auch darauf gedrängt, die Mobilität der Studenten zwischen den Hochschulen zu ermöglichen. In einzelnen Bundesländern wurden bereits Vereinbarungen für Nachbesserungen getroffen. Im April kommenden Jahres ist zudem ein Bologna-Gipfel aller Beteiligten geplant. (afp)