Frankfurt/Main. .
Der Juli könnte als heißester Monat in die Wettergeschichte eingehen. Die Rekordtemperaturen sorgen für Euphorie bei den Getränkeherstellern, die Landwirte dagegen bangen um ihre Ernte.
Der Juli könnte als heißester Monat in die Wettergeschichte eingehen. In den ersten 13 Tagen des Sommermonats Juli betrug die Mitteltemperatur für ganz Deutschland 22,3 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst am Mittwoch mitteilte. Im bislang wärmsten Monat, dem Juli 2006, wurde eine Mitteltemperatur von 22,1 Grad gemessen.
Da bis zum übernächsten Wochenende die Höchsttemperaturen kaum die 25 Grad-Marke unterschritten, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Juli der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1900 werden könne. Die rekordverdächtigen Temperaturen sorgen unterdessen für Jubelstimmung bei den Getränkeherstellern, die Landwirte dagegen bangen um ihre Kartoffelernte.
Berliner Innenstadt am wärmsten
Am wärmsten war es laut den Meteorologen bislang in der Berliner Innenstadt. So wurde am Alexanderplatz bis Mittwoch eine Mitteltemperatur von 25,8 Grad verzeichnet. Damit war es dort 6,6 Grad wärmer als im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990.
Auch bei den Nachttemperaturen gibt es Rekordwerte. So wurde am Mittwoch am Alexanderplatz die fünfte Tropennacht, in der die Werte nicht unter 20 Grad sinken, in Folge gemessen. Auch für die kommenden drei Nächte werden Tiefstwerte zwischen 21 und 24 Grad vorausgesagt. Eine solche Serie tropischer Nächte gab es den Meteorologen zufolge in den fast 250 Jahre zurückreichenden Messreihen in Berlin noch nie.
Engpässe in Getränkemärkten
Durch die tropischen Temperaturen hat sich die Nachfrage nach Mineralwasser verdreifacht. „Normalerweise werden an den Mineralbrunnen täglich im Schnitt 600.000 Flaschen abgefüllt, im Moment werden aber 1,8 Millionen Flaschen gefordert“, sagte der Vorsitzende des Verbands des Deutschen Getränke-Einzelhandels, Sepp Gail, der Nachrichtenagentur DAPD. Es werde in drei Schichten gearbeitet, um die Nachfrage nach Wasser zu bedienen.
Einige Getränkemärkte verzeichnen bereits Engpässe. Es gebe zwar generell genug Ware, Schwierigkeiten bereite aber vielmehr die Lieferung. „Das größte Problem liegt beim Frachtraum. Die Ware ist da, die Arbeiter auch, aber es gibt nicht genug Lkw, mit denen die Getränke ausgeliefert werden können“, erklärte Gail.
Auch die Brauereien verzeichnen dem Verband zufolge eine stark erhöhte Nachfrage. „Einige Brauereien können kein Bier mehr abfüllen, weil ihnen das Leergut fehlt“, sagte Gail. Sie könnten daher nur noch Kunden beliefern, die ebensoviel Leergutflaschen mitbrächten, wie sie Bier bestellten. „Das war das letzte Mal nach der Wende so“, erinnerte sich der Verbandsvorsitzende.
Landwirte rechnen mit Ausfällen bis zu 30 Prozent
Die Landwirte dagegen bangen angesichts der Temperaturen um ihre Kartoffelernte. Die Situation sei in diesem Jahr vielerorts noch bedrückender als in den Trockenjahren 2003 und 2006, sagte der Vorstandsvorsitzende der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft, Martin Umhau. Derzeit rechneten die Bauern mit Ertragsausfällen zwischen 10 und 30 Prozent. Aussagen zur Qualität der Knollen seien noch schwierig, doch dürften in diesem Jahr dicke Kartoffeln, die für die Herstellung von Pommes Frites gebraucht würden, Mangelware sein.
Die Beregnungsanlagen, die auch für andere Feldkulturen herangezogen werden müssten, könnten die Pflanzen gerade mal am Leben erhalten, klagte Umhau. Das Tiefdruckgebiet der vergangenen Tagen habe nur gebietsweise die dringend notwendigen Niederschläge gebracht.
Für die Landwirte gibt es aber einen kleinen Hoffnungsschimmer: Ab Mitte kommender Woche wird es etwas wechselhafter mit gelegentlichem Regen und nicht mehr ganz so warm. (apn)