Essen. Hilft ein Beherbergungsverbot dabei, das Infektionsgeschehen zu kontrollieren? Virologe Ulf Dittmer beantwortet aktuelle Fragen zur Coronakrise.
„Wir sehen an anderen Ländern, was das Virus an Verbreitung und Verbreitungsgeschwindigkeit letztendlich kann. Also es kann bis zu einer Reproduktionsrate von vier hochgehen", erklärt Prof. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts der Virologie an der Uniklinik Essen im aktuellen Interview. Deutschland kontrolliere die Verbreitung von SARS-CoV-2 momentan aber noch sehr gut. Wie sinnvoll in diesem Zusammenhang das Beherbergungsverbot ist und mit welchem Verhalten jeder Einzelne gut durch Herbst und Winter kommt, erklärt er im Interview. Die Themen im Überblick:
Aktuelle Entwicklungen in Deutschland und NRW
- Wie bewerten Sie die aktuelle Infektionslage in Deutschland und NRW?
SARS-CoV-2 ist ein Virus, das sich besser bei kälteren Temperaturen ausbreitet.
- Haben Sie mit den steigenden Fallzahlen gerechnet?
Aktuell wird viel über das sogenannte „Beherbergungsverbot“ diskutiert.
- Würde ein Beherbergungsverbot überhaupt helfen, das Infektionsgeschehen weiter zu kontrollieren? Wie schätzen Sie das ein?
Wenn in einer Stadt oder einem Kreis der 7-Tage-Inzidenzwert pro 100.000 Einwohner auf 50 steigt, sprechen wir von einem „Risikogebiet“.
- Ist der Begriff „Risikogebiet“ in solch einer Situation nicht die falsche Bezeichnung?
- Mit welchem Verhalten kommt jeder Einzelne gut durch Herbst und Winter?
Schnelltests
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Krankenhäuser, Pflegeheime und andere Risikoeinrichtungen von Mitte dieser Woche (KW 42) an flächendeckend mit Schnelltests, Antigen-Tests, versorgen.
- Was halten Sie von dem Vorstoß und in welchen Bereichen kommen Antigen-Tests auch in der Uniklinik Essen zum Einsatz?
- Wo liegen die Grenzen dieser Antigen-Tests oder anders gefragt: An welchen Stellen sollte man sie eher nicht einsetzen?
- Muss es dementsprechend noch mehr Untersuchungen dazu geben, ob Menschen überhaupt infektiös sind, wenn sie keine Symptome haben?
Viele Menschen aus der Veranstaltungsbranche können ihrer Arbeit aufgrund der Schutzmaßnahmen nicht nachgehen. Möglicherweise würde es helfen, Hygienekonzepte um den Punkt „Schnelltests“ zu ergänzen. Voraussetzung: Es werden ausreichend Tests produziert, sodass kein Mangel an anderer Stelle entsteht.
- Würde es nach Ihrer Einschätzung für größere Veranstaltung Sinn machen, Schnelltests anzuwenden, die zusätzlichen Schutz bieten, sodass keine große Infektionsgefahr besteht?
Impfstoffentwicklung
Gesundheitsminister Jens Spahn rechnet nach aktuellem Stand damit, dass im ersten Quartal 2021 mit den ersten Impfungen begonnen werden kann.
- Wie realistisch ist diese Einschätzung aus Ihrer Sicht?
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