Essen. . Raus aus dem Boulevard, rauf auf die Bühne: Tokio Hotel gehen auf Europa-Tournee und machen dabei Halt in Köln, Oberhausen und Frankfurt.

Sie brachten Mädchen zum Weinen, israelische Teenager zum Lernen der deutschen Sprache und Eltern wie Musikkritiker zur Verzweiflung. Aus dem androgynen Manga-Wesen am Mikro wurde im Laufe der Jahre ein mit Goldschmuck behangenes Karl-Lagerfeld-Laufsteg-Model, aus dem Gitarre spielenden Rastazöpfe-Träger der zukünftige Ehemann von Heidi Klum. Ja, Bill (Foto 2. v. re.) und Tom (Foto 2. v. li.) Kaulitz wissen nur zu gut, wie man über knapp 15 Jahre im Gespräch bleibt. Nur für die Musik, durch die sie mit Tokio Hotel berühmt wurden, scheint sich kaum noch jemand zu interessieren.

Tokio Hotel auf Tour – die Infos

Termine: 30.4. Köln (E-Werk), 17.5. Oberhausen (Turbinenhalle), 26.5. Frankfurt (Batschkapp).

Karten für ca. 62 € erhalten Sie in unseren LeserLäden, unter 0201/804 60 60 und auf www.ruhrticket.de.

Grund genug, warum die Konzerte, die die Brüder mit Schlagzeuger Gustav Schäfer (Foto li.) und Bassist Georg Listing (Foto re.) bald in der Region spielen, für eher kleine Hallen geplant wurden. Dabei haben sich seit der Hitsingle „Durch den Monsun“ anno 2005 nicht nur Wohnort, Aussehen und Lebensumstände der Musiker geändert, sondern auch der Stil. Dominierten auf den ersten, millionenfach verkauften Alben „Schrei“ und „Zimmer 483“ noch deutlich die Gitarren, kam schon mit der dritten LP „Humanoid“ der Wechsel hin zu Synthie-Sounds.

Viele neue Songs

Mittlerweile schreiben Tokio Hotel ihre Songs längst selber und setzen sich keinerlei künstlerische Grenzen mehr. Nach „Melancholic Paradise“, der funkigen Ode an den heutigen Kaulitz’schen Wohnort Los Angeles, die – na, so ein Zufall – als Titelsong für die aktuelle Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ auserkoren wurde, veröffentlichte die Band vor zwei Wochen die bluesige Single „When It Rains It Pours“. Für die Konzerte verspricht Bill Kaulitz frisches Material: „Wir haben natürlich 15 Jahre alte Lieder mit im Gepäck, aber auch Songs, die wir noch nie live spielten und die teilweise bisher nicht mal veröffentlicht wurden.“ Darüber hinaus können sich Besucher auf eine aufwendige Videoshow sowie gewaltige Lichtinstallationen freuen. Da verwundert es doch fast, dass sich die Kartenpreise durchaus im Rahmen halten.

Vor allem, wenn man sich an den letzten Marketing-Coup aus dem Hause Tokio Hotel erinnert. Ende August luden Tokio Hotel zum zweiten Mal für drei Tage ins „Summercamp“ ein. Auf dem Ferropolis-Gelände in Gräfenhainichen spielt die Band nicht nur ein Konzert. Fans zelten dort, können an Yoga-Kursen teilnehmen, sich mit der Band fotografieren lassen und „Gustavs Spezial-Barbecue-Nacht“ miterleben. Wer das – tatsächlich ausverkaufte – „Deluxe-Paket“ mit allen Vorzügen buchte, löhnte dafür nur läppische 3599 Euro.

Vielleicht tut es ja zunächst doch nur das reine Konzerterlebnis ...