Martin Kind muss zittern: Für den mächtigen Präsidenten von Hannover 96 stehen bei der Mitgliederversammlung am Samstag wichtige Wahlen an.

Martin Kind ist angespannt - so viel darf man unterstellen. Der sonst so wortgewaltige Präsident von Hannover 96 ist medial abgetaucht. Vor der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am Samstag hält sich der 74-Jährige merklich zurück, die Stimmung rund um den Klub ist höchst explosiv.

Bei der aller Voraussicht nach hochemotionalen Veranstaltung am Samstag geht es in der Swiss Life Hall im Stadtteil Calenberger Neustadt um nicht weniger als die Zukunft des stark abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten. Kind will unverändert die Mehrheit übernehmen. "Sonst würde 96 mittel- und langfristig zu den Verlierern gehören", sagte er einst. Doch die Opposition läuft Sturm gegen seine Pläne. Es könnte zum großen Knall kommen.

Gegner von Präsident Kind wollen Kommerzialisierung abwenden

Kind tritt als Präsident des eingetragenen Vereins ab - so viel ist klar. Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze, unterbrochen nur durch eine Auszeit 2005/06, räumt er seinen Posten. Das bedeutet aber nicht, dass er bereit ist, in der beherrschenden Sparte, dem Fußball, Macht abzugeben. Seine Gegner von der "IG Pro Verein 1896" wittern dagegen die Chance, den nächsten Schritt der Kommerzialisierung noch abzuwenden.

Elf Kandidaten bewerben sich um fünf Plätze des neu zu besetzenden Aufsichtsrates des e.V., der auf die Pläne der ausgegliederten Profiabteilung Einfluss ausüben kann. Prominentester Vertreter der Kind-Widersacher ist der in Hannover einst als "Fußballgott" gefeierte Carsten Linke. Auf Kinds Seite steht unter anderem Karsten Surmann, Teil der Pokalsieger-Mannschaft von 1992.

Sportliche Krise wird Kind angelastet

Linke stößt sich schon seit einiger Zeit an dem Kurs der 96-Führung um Kind. "Die demokratischen Mittel im Verein Hannover 96 sind anscheinend außer Kraft gesetzt", sagte der 53-Jährige dem NDR. Er äußert sich damit noch vergleichsweise gemäßigt, Teile der Fanszene brachten ihr Missfallen bei den Bundesliga-Spielen deutlich unverhohlener zum Ausdruck. Die aktuelle sportliche Krise wird Kind zusätzlich angelastet.

Kind, der 96 einst vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit rettete, ficht das aber nicht an. Der Unternehmer wird in seinem Vorhaben nicht lockerlassen, das haben die juristischen Gefechte der vergangenen Monate gezeigt. "Wenn die Opposition gewinnt, wäre das Votum der Mitglieder zu respektieren", sagte er dem Kicker: "Aber das gemeinsame Dach wäre dann nicht so stabil."

50+1? Kind könnte vor Gericht Erfolg haben

Aktuell liegt Kinds Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung von der Investorenregel 50+1 beim Ständigen Schiedsgericht des DFB. Nachdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) diesen zunächst negativ beschieden hatte, soll die Tendenz laut Informationen des Tagesspiegel aus Kinds Sicht nun positiv sein.

Dies hat auf die Mitgliederversammlung aber kaum einen Einfluss, die Fronten sind verhärtet. Dies zeigte sich einmal mehr im letzten Scharmützel vor der Kampfabstimmung. Kind musste der klubinternen Opposition nach der Androhung eines Zwangsgeldes nun doch eine Mitgliederliste übergeben, dies hatte die 96-Führung wochenlang verwehrt. Vergleichsgespräche waren zwischen den beiden Parteien gescheitert - auch am Samstag wird es wohl krachen. (sid)