Bochum. Der historische Indoorjahrmarkt verwandelt die Bochumer Jahrhunderthalle in ein erlebbares Kirmesmuseum.

Die Kirmesorgel spielt fröhliche Musik, der Duft von Popcorn, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte erfüllt die Luft, seltsame Apparaturen schieben sich dampfend und pfeifend an noblen Herren mit Zylindern und Damen in bodenlangen, ausgestellten Kleidern vorbei. Über den Köpfen schaukeln die hölzernen Gondeln des Riesenrads, während unter dem Verdeck der Raupe junge Leute in Petticoats und Lederjacken knutschen. Mary Poppins trifft Elvis Presley und Jules Verne – so könnte man die Atmosphäre des Historischen Jahrmarkts beschreiben, der von Mitte Februar bis Anfang März an drei Wochenenden zum zwölften Mal in der Bochumer Jahrhunderthalle stattfindet. Tatsächlich gleicht ein Besuch von Europas größtem historischen Indoor-Jahrmarkt einer Zeitreise durch unterschiedliche Epochen.

Echte Attraktionen

Hochgeschwindigkeitsfahrten mit der Achterbahn sucht man hier ebenso vergeblich wie künstlichen Retro-Charme: Alle historischen Kirmesattraktionen in Bochum sind echt und nicht einfach nachgebaut. Zu den Highlights gehört ein mehr als 100 Jahre altes Riesenrad, das bis auf den Antrieb noch vollständig aus Holz besteht und längst ein bewegliches Denkmal ist.

Auch die Raupe von 1926 ist ein Hingucker, der ältere Semester in Erinnerungen schwelgen lässt: Noch in den 50er-Jahren gab es strikte Auflagen, wie lange das Verdeck geschlossen werden durfte, um unzüchtiges Verhalten nicht zu fördern. Ob Schiffsschaukel, Kettenkarussell oder Geisterbahn – kaum ein Klassiker aus den 30ern, 40ern und 50ern dürfte in der 6000 Quadratmeter großen Jahrhunderthalle fehlen. Und an speziellen Mottotagen hilft auch noch die Fantasie der Besucher dabei, längst vergangene (fiktive) Zeiten wieder heraufzubeschwören.

Los geht es zur Eröffnung am 16. Februar fast schon traditionell mit dem Steampunk-Jahrmarkt. Steampunk – das bedeutet moderne und futuristische Technik kombiniert mit Material und Mitteln des viktorianischen Zeitalters.

Dampfmaschinen und Zahnräder

Inspiriert von der Science-Fiction-Literatur des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, insbesondere von Jules Verne und H. G. Wells, flanieren dann die Jahrmarktbesucher mit kreativen, meist selbst gebastelten Kostümen zwischen den antiken Jahrmarktständen, Schaustellerwagen, Straßenkünstlern und Gauklern durch die Industriekulisse der Bochumer Jahrhunderthalle. Hüte in allen Formen und Größen sieht man da, Rüschen an Ärmeln und Kragen, dazu runde Fliegerbrillen und sogar Dampfmaschinen und Zahnräder auf dem ein oder anderen Rücken.

Wer nur schauen und staunen möchte, darf auch ohne Verkleidung zum Steampunk-Jahrmarkt kommen. Das gilt natürlich auch für die Party „Rock’n Roll anne Raupe“, die ebenfalls seit fünf Jahren ein fester Bestandteil der historischen Kirmes ist.

Mit Petticoats, Hosenträgern und Pomade lassen Fans von Rock’n’Roll und Rockabilly am 1. März stilecht und mit der passenden Live-Musik die 50er- und 60er-Jahre auferstehen. Zusätzlich gibt es am zweiten Veranstaltungswochenende noch die „Pink Friday“-Party, bei der Schwule, Lesben und Freunde auf dem Jahrmarkt feiern.

>>> Infos: Historischer Jahrmarkt, 16.+17.+22.-24.2., 1.-3.3., Fr ab 18 Uhr, Sa+So ab 11 Uhr, Jahrhunderthalle, Bochum. Eintritt: 19,50 €, Kinder bis 12 J. 14,50 €, bis 5 J. 7,50 €. Mehr Infos zum Jahrmarkt: www.jahrhunderhalle-bochum.de.