Der Comedian startet mit seinem neuen Programm „Anarchie“ durch. Kawusi spricht über Gags ohne Regeln, Gleichberechtigung und „Game of Thrones“
Fit und erholt meldet sich Faisal Kawusi (27) nach seinem Mallorca-Urlaub zurück. Nun habe der gebürtige Afghane von Deutschland alles gesehen. Die letzten Gags zu seinem neuen Soloprogramm „Anarchie“ sind geschrieben. Der gelernte Bankkaufmann spricht mit Joachim Schultheis bei einem launigen Telefonat nicht nur über die Inhalte seiner Show. Er benötigt im April zum Beispiel Tipps wegen der finalen Staffel von Game of Thrones. Und dann muss er sich auch noch an einen ärgerlichen Moment aus dem Jahr 2015 zurückerinnern.
Herr Kawusi, mit ihrem Soloprogramm „Anarchie“ kommen Sie in die Städte. Was wollen Sie uns mit dem doch etwas martialischen Wort mitteilen?
Es geht bei mir viel weniger um eine Anarchie der Taten, sondern um die Anarchie der Gedanken, die schon immer geherrscht hat. In meinem Programm gibt es keine Regeln und keine Etikette. Als ich es geschrieben habe, musste ich an einen Spruch denken, den ich meinem Vater gedrückt habe, als er mir Hausarrest gegeben hat: ‘Du kannst meinen Körper einsperren, aber nicht meinen Geist.’ (lacht).
Tabuthemen der deutschen Gesellschaft werden Sie dabei aufgreifen. Welche sind denn das?
Das ist zum Beispiel der Feminismus. Ich bezeichne mich selber als einen stolzen Feministen. Für mich ist das ein unheimlich interessantes Thema. Da wird meiner Meinung nach viel zu oft übers Ziel hinausgeschossen. Genauso wenn es um die „LGTBQ“-Gesellschaft geht.
Warum sind Sie ein Feminist?
Weil ich für Freiheit und Gleichberechtigung bin. Ich möchte, dass alle Menschen glücklich sind und sich frei entfalten dürfen. Da passt es nicht in meinen Kopf, dass Menschen aufgrund ihres Geschlechts eingeschränkt werden. Das finde ich schlicht unfair.
Ist es einem Afghanen eigentlich mehr gestattet, Witze über andere Kulturen zu machen, als einem Deutschen?
Definitiv. Die deutsche Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, gestattet einem das. Hier werden Menschen, egal welcher Abstammung, auf eine Ebene gestellt. Deswegen darf man sich über jeden lustig machen.
Zuletzt haben Sie auf Ihrem Youtube-Kanal „Dschungelcamp-Ess-Herausforderungen“ nachgespielt. Es gab „Stinkefisch“.
Den Stinkefisch werde ich nicht vergessen. Als ich die Dose nur einen Spalt geöffnet hatte, trat dieser Geruch ein. Es war das Ekelhafteste, das ich in meinem Leben je gerochen habe. Und ich war sogar schon einmal in Venedig.
Sie präsentieren sich gerne privat in den sozialen Medien. Was haben Instagram, Facebook und Co. für eine Bedeutung?
Instagram ist das Einzige, das ich richtig nutze. Es ist eine schöne Möglichkeit, hier mit den Fans zu interagieren und denen auch etwas zu zeigen. Aber ich glaube, dass ich eh schon viel zu viel am Handy rumhänge. Ich will nicht, dass das Internet mich regiert. Und mal ganz ehrlich: Die wirklich schönen Dinge spielen sich außerhalb dieser Netzwelt ab.
Die da wären...
Vor allem Natur, Freude, Spaß und Musik. Den geilsten Abend, den ich haben kann, ist, wenn ich in einem Jazzclub sitze und ich mir anhören darf, wie Musiker zusammen jammen. Das ist für mich viel schöner, als mich bei Facebook täglich darüber aufzuregen, ob Flüchtlinge nach Deutschland gehören, oder nicht (lacht).
Sie sind gelernter Bankkaufmann. Welche Erfahrungen helfen Ihnen davon im jetzigen Berufsleben?
Zu wissen, dass mein Management Montag bis Freitag für mich da ist. Dementsprechend kann man auch die Privatsphäre der anderen besser würdigen. Man lernt, besser mit Menschen umzugehen. Da fallen dann für mich auch Stichworte wie Höflichkeit, Feedbackkultur oder Diskretion ein.
Anfang Januar sind Sie bei der Promi-Darts-WM neben Darts-Legende Phil Taylor gestartet und schon in der Zwischenrunde gescheitert. Die größte sportliche Niederlage für Sie?
Ich habe mich schwarz geärgert. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und wollte gewinnen. Ich habe mir im Büro eine Dartsscheibe aufgestellt und unterwegs geübt. Ich wollte der Legende Phil Taylor gerecht werden, aber die Kulisse vor Ort hat mich umgehauen und ich hab nichts hingekriegt. Ich war so enttäuscht, aber Phil Taylor hat mich wieder aufgepeppelt.
Wie das? Mit einer Runde Bier?
(lacht) Nein. Er hat nur fünf Sätze dafür gebraucht und mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Phil Taylor ist ein großartiger Mensch. Ich weiß, dass ich ihn und diese Momente nie vergessen werde.
Sie touren monatelang durch Deutschland. Dann geht die „Faisal Kawusi Show“ in SAT.1 ab April los. Zur gleichen Zeit läuft die letzte Staffel ihrer Lieblingsserie „Game of Thrones“. Wie kriegen Sie es gebacken, nicht von jemandem die Handlung verraten zu bekommen?
Ich habe keine Ahnung, wie ich das machen soll. Ich bin echt verzweifelt. Ich bitte um Tipps: Haben Sie einen Ratschlag für mich?
Ich habe mir den Wecker früher gestellt, um vor der Arbeit noch die neueste Folge zu sehen.
Das ist eine gute Idee. So kann ich mich vielleicht in Ruhe in die Welt von Westeros begeben. Aber vielleicht erteile ich meinen Leuten und Kollegen einfach ein Sprechverbot, solange ich die Folgen nicht gesehen habe. Laut Gesetzgeber steht mir das ja zu (lacht).
Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an das Jahr 2015 denken?
Da war ich das erste Mal auf Tour, in halb so vollen Hallen (lacht).
Das meine ich aber gar nicht. Sie mussten in 2015 zwei Comedy-Preise zurückgeben, weil Sie das Programm eines kanadischen Comedians kopiert hatten. Das flog später auf.
(Lange Pause) Skandal! (lacht laut auf). Negative Erinnerungen versuche ich zu verdrängen.
Aber so etwas wird doch wohl nicht wieder vorkommen?
Nein, natürlich nicht. Das habe ich ja damals versprochen und dazu stehe ich jetzt immer noch. Deswegen saß ich die vergangenen Wochen vor sieben elektronischen Geräten, acht Notizblöcken und einer riesigen Tafel, damit „Anarchie“ ein Erfolg wird.
>>> Für diese Termine gibt’s noch Karten: 24.2. Düsseldorf (Capitol Theater), 29.3. Dortmund (Westfalenhalle), 30.3., Wesel (Niederrheinhalle), 31.3. Mülheim (Stadthalle), 16.6. Mönchengladbach (Kunstwerk), 26.9. Leverkusen (Forum), 2.10. Köln (E-Werk), 9.10. Oberhausen (Luise-Albertz-Halle), 13.12. Olpe (Stadthalle), 14.12. Duisburg (Theater am Marientor). Karten gibt’s ab ca. 30 € im Vorverkauf.