Hattingen. . Die Hattinger Kinder haben lange Listen abzuarbeiten. Viele Bürger freuen sich auf den Besuch. Trotz Kälte haben die Sternsinger viel Spaß

Emma – schwarze Brille, lila Mütze unter der goldenen Krone, dunkelblauer Umhang und Trägerin der Sternsinger-Spendenbox – blickt nach oben und verzieht das Gesicht: „Wehe, es fängt noch doller an zu regnen“, meckert sie in Richtung grauer Wolke. Die Sternsinger, die sich in Blankenstein aufgemacht haben, um Gottes Segen von Tür zu Tür zu bringen und Spenden für behinderte Kinder in Peru zu sammeln, sind nicht zu beneiden. Sprühregen hüllt sie ein.

Es ist nass und kalt: Keine gute Zeit, um sich stundenlang draußen zu tummeln. „Aber ich kann ganz viel Geld für arme Menschen einsammeln, das finde ich gut“, bemerkt Marian (9) und rennt mit Ferdinand (7), dem dritten König im Bunde der Fünfergruppe, munter vor zum nächsten Haus.

Das erste Mal als Sternsinger

Für Lotta (8), Lara (8), Ferdinand, Marian und Emma (9) ist es die Sternsinger-Premiere. 31 angemeldete Kinder zählte die Gemeinde St. Johannes Baptist.

Ferdinand, Emma, Lara, Marian und Lotta  sind fünf der Sternsinger von St. Johannes Baptist. In Blankenstein zogen sie am Samstag von Haus zu Haus, um den Segensspruch zu verteilen und Spenden zu sammeln.
Ferdinand, Emma, Lara, Marian und Lotta sind fünf der Sternsinger von St. Johannes Baptist. In Blankenstein zogen sie am Samstag von Haus zu Haus, um den Segensspruch zu verteilen und Spenden zu sammeln. © Walter Fischer

Hier kommen die Sternsinger in der Regel auf Bestellung. Zuweilen gehen sie aber auch von Tür zu Tür, „wenn wir ein bisschen mehr Zeit haben und das Wetter gut ist“, erklärt Johanna Finkeldey, die die Kinder als Aufsichtsperson begleitet. Am Samstag klingelt die Fünfergruppe erst einmal nur bei den angemeldeten Gläubigen. Die Liste ist lang. Rund 30 Häuser warten allein auf diese fünf Kinder.

Das richtige Verhalten

Kurzer Stopp nach Haus Nummer vier. Johanna Finkeldey erläutert lieber noch einmal die Sternsinger-Etikette: „Nicht vor den Leuten erzählen, wieviel Geld man schon gesammelt hat. Sagt ein nettes Dankeschön für die Spende und dann geht ihr.“ Die Kinder nicken brav, nachdem sie zuvor vor dem Hausherrn stolz die Scheine aufgezählt haben, die sie bereits in ihrer Box haben.

„Könnt ihr die Sprüche alle?“ Lotta kann den Text des zweiten Königs nicht so gut, dafür aber den des dritten. Emma fühlt sich fit beim Text des ersten Königs, musste sich diesen aber noch zuflüstern lassen. Lara denkt, sie schafft Text Nummer zwei. Ferdinand trägt den Stern und schaut lieber unauffällig zur Seite. Zur Übung singen die Kinder noch einmal das Lied und sagen die drei Texte auf.

30-jährige Tradition

Als sie kurz darauf vor Ingeborg Nierhauves Tür stehen, ist die Überraschung in ihrem Gesicht abzulesen. Eigentlich hatte sie die Sternsinger erst für Sonntag bestellt. Das macht sie immer so – seit 30 Jahren. „Wir sind sehr religiös, deshalb sind uns die Sternsinger so wichtig“, erklärt die Blankensteinerin. Sternsinger im Haus an einem Samstag? Das ist für sie eine Premiere. Alles andere ist im Hause Nierhauve nach 30 Jahren gelebtes Ritual. „Stellt euch dort auf dem Teppich auf, ich gehe rüber auf die Treppe, damit ich euch alle gut sehen kann“, ordnet die Seniorin an.

Das Lied geht den Kindern leicht von den Lippen. Nur beim Text der Könige haken sie ein bisschen. Das fällt Ingeborg Nierhauve aber gar nicht auf, denn sie verschwindet kurz im Nebenraum, um die Spende und Schokolade für die Kinder zu holen. Und ein Tuch, mit dem sie am Balken bei der Kreideaufschrift die 18 entfernen kann, damit Lara sie durch eine 19 ersetzt.

Sternsinger treffen Hund

Nach kräftigem Winken zum Abschied geht es weiter. Beim nächsten Haus macht niemand auf. „Komisch, die waren sonst immer zu Hause“, wundert sich Johanna Finkeldey. Die Kinder werfen ein Bild der Sternsinger in den Briefkasten und malen trotzdem den Segen an die Tür. Kurz darauf erwartet sie lautes Bellen. Deshalb gerät bei den Kleinen die Sternsinger-Pflicht für einen kurzen Moment in Vergessenheit, als sie Hündin Elli streicheln dürfen. „Toll, oder? Ich mache nächstes Jahr wieder mit“, verrät Lara lachend.