Hattingen. Ralf Brauksiepe hat aus dem Rückschlag in Berlin Konsequenzen gezogen. Der Wechsel zu Vivawest in Gelsenkirchen sichert die berufliche Existenz.
An einem Punkt seines beruflichen Umbruchs ist es ihm dann doch kalt den Rücken heruntergelaufen. Als Ralf Brauksiepe nach 20 Jahren in der Bundespolitik den Verzicht auf sein Mandat als Bundestagsabgeordneter bei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble feierlich unterzeichnete, sei er sehr berührt gewesen. „Das hatte etwas Endgültiges“, beschreibt der Christdemokrat aus Niederwenigern die Situation. Es ist eine Endgültigkeit, die Brauksiepe selbst gesucht hat. Der Wechsel zum Wohnungsriesen Vivawest sei politisch schmerzhaft, beruflich allerdings folgerichtig gewesen. Alternativlos eben.
Dass 2018 für Ralf Brauksiepe das Jahr des Abstiegs werden sollte, hat seine Ursache in der Bundestagswahl im September 2017. Die CDU rauscht bei den Wählerstimmen um 8,6 Prozentpunkte in den Keller und fährt mit 32,9 Prozent – ebenso wie die SPD mit 20,5 Prozent – ihr schlechtestes Ergebnis nach 1949 ein. Die Regierungsbildung wird schwierig. Mitte November 2017 ist Brauksiepe noch zuversichtlich, dass es mit einer Jamaika-Koalition klappt.
Platz neun war denkbar knapp
Im März 2018 ist klar: Die Große Koalition macht weiter. Bis dahin hat der Wennische CDU-Mann gehofft, als Parlamentarischer Staatssekretär und Stellvertreter von Ursula von der Leyen im Verteidigungsministerium bleiben zu können. Daraus wird nun nichts. Kanzlerin Angela Merkel muss Peter Tauber unterbringen, der sein Amt als CDU-Generalsekretär an Annegret Kramp-Karrenbauer abgibt.
Brauksiepe muss gehen. Jens Spahn fängt ihn auf. Der Gesundheitsminister überlässt dem 51-jährigen die Aufgabe als Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Der Hattinger bleibt also auf dem Berliner Parkett – nur einige Etagen tiefer. Der neue Job ist der Anfang vom Ende des Politikers Ralf Brauksiepe.
Schon im April 2018 bewertet Brauksiepe den Wechsel ins Gesundheitsministerium als „schweren Rückschlag“. In der Tat ging es für ihn bis dahin 20 Jahre lang immer aufwärts. Nicht nur in Berlin übrigens. Bei den Bundestagswahlen verkürzte er den Rückstand auf die SPD-Kandidaten im Wahlkreis von 25 auf 3,7 Prozent.
Als Kreisvorsitzender macht er weiter
Allerdings: Dass es zu einem Direktmandat nie gereicht hat, wird jetzt maßgeblich für den Absprung aus der Politik. Denn Brauksiepe würde wohl weiter auf einen Listenplatz angewiesen sein, um sein Mandat als Bundestagsabgeordneter zu behalten. Und das mit schlechten Erfolgsaussichten. Vor 20 Jahren reichte noch Platz 50 für einen Einzug in den Bundestag. 2017 war es auf Platz neun schon denkbar knapp.
„Angebote aus der Privatwirtschaft habe ich immer wieder mal bekommen“, sagt Ralf Brauksiepe. „Jetzt hat es einfach gepasst – und sichert meine berufliche Existenz.“
Den Wechsel von der internationalen Militärpolitik in Berlin zu Wohnungssanierungen in Gelsenkirchen darf man sich ruppig vorstellen. Das heilen auch die wenigen Monate als Patientenbeauftragter nicht. „Politisches Gewicht gibt man ungern ab“, bekennt Brauksiepe. Er hat seine Konsequenzen gezogen – und ist ausgestiegen. Ganz? Nein, das dann doch nicht. Vorsitzender der CDU im Ennepe-Ruhr-Kreis möchte der 51-Jährige bleiben. Bis zum Herbst 2019 ist er gewählt. „Wenn man mich fragt, würde ich weitermachen“, verrät Brauksiepe.