Hattingen. Im Café Adele sprechen Altbürgermeister Dieter Liebig, Ex-Redaktionsleiter Christoph Meinerz und WAZ-Lokalchef Ulrich Laibacher über alte Zeiten.

Um spannende Hattinger Zeiten ging es am Sonntag im Café Adele. 30 Leserinnen und Leser hatten sich auf Einladung der WAZ zum Frühstück eingefunden und hörten zunächst aufregende Zeitgeschichte. Altbürgermeister Dieter Liebig erinnerte sich an politische Turbulenzen, der frühere Redaktionsleiter Christoph Meinerz und der jetzige, Ulrich Laibacher, erzählten nicht weniger spannend.

Sieben Jahre war Liebig bereits Verwaltungschef in Hattingen, als er 1997 das Amt des Bürgermeisters übernahm. Daher konnte er aus erster Hand über die teils dramatische und politisch aufgeheizte Lage kurz nach der Schließung der Henrichshütte, berichten. Hattingens Herz der Arbeit war herausgerissen worden. Die Volksseele kochte.

Neue Betriebe auf dem Hüttengelände

Liebig stand an vorderster Stelle der Stadt, als 30 000 bis 40 000 Menschen auf dem Rathausplatz demonstrierten. „Und damals war das Wetter an dem Tag noch viel schlechter als heute“, erinnerte er sich. Außergewöhnlich sei es gewesen, dass das Land 1989 mit einem Förderprogramm den Hattingern half. „Das war damals nicht unbedingt üblich, andere Städte mussten in ähnlichen Situationen viel länger warten“, sagte er. Ziel der Stadt sei es damals gewesen, auf dem Gelände sowohl neue Betriebe anzusiedeln, was ja gelungen sei, als auch das Gebiet als Freizeitwert zu erhalten, beziehungsweise zu gestalten.

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Guten Appetit: Um Rückblicke auf und Perspektiven für für die Stadt ging es am Sonntagmorgen im Café Adele. © Fischer

„Wir mussten und wollten etwas Neues gestalten, da war uns der Erholungswert sehr wichtig.“ Es seien ja auch jetzt wieder neue Firmen hinzugekommen. „Ich glaube, die Entwicklung ist gut“, sagte der 77-Jährige. Als einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit wertete Liebig die Erneuerung des Alten Rathauses. Man habe einen kulturellen Standort haben wollen und den im Herzen der Altstadt geschaffen.

Erster Eindruck: Blankenstein

Vieles hat sich geändert, aber nicht die Finanzlage der Stadt. „Hattingen hatte damals schon wenig Geld“, sagte der Ex-Bürgermeister. Dann berichtete Christoph Meinerz über seine Hattinger Jahre von 1995 bis 2005, als er die Redaktion leitete. Absolut launig und amüsant schilderte er, wie er von seinem früheren Arbeitsplatz Dortmund, „einem journalistisch sehr spannenden Feld“ zum ersten Mal nach Hattingen kam. „Ich wusste ja, dass die Stadt sehr viel kleiner war als Dortmund, aber so klein hatte ich mir das nicht vorgestellt.“ Dann ging er zur Post, fragte, wo die Redaktion sei und erhielt die Antwort, da müsse er noch drei Kilometer fahren. „Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich befand mich in Blankenstein.“

Ulrich Laibacher, Hattinger Redaktionsleiter seit mittlerweile 13 Jahren, ermunterte die Leserinnen und Leser, Fragen, Kritik und Lob auszusprechen, alles zur Sprache zu bringen, was interessiert oder auf der Seele drückt. Klar wurde im Gespräch mit Dieter Liebig, dass die Presse nicht so schreibt, dass es den Stadtoberen gefällt. „Aber das nicht so Schöne vergisst man ja zum Glück schnell“, sagte der Altbürgermeister.