Hattingen. Seit Juni dürfen Menschen über 70 nicht mehr persönlich eingeladen werden. Verwaltung reagiert auf Datenschutz mit Plakaten und Pressearbeit.
Seit mehr als drei Jahrzehnten gehören Seniorenfeiern zum festen Bestandteil im Jahreskalender der Stadt Hattingen. Bis zu 2200 Menschen über 70 nutzen Jahr für Jahr das Angebot, bei einem bunten Programm in netter Gesellschaft ein paar fröhliche Stunden zu verbringen. Ob das so bleibt, ist ungewiss. Denn die Stadtverwaltung hat ein Problem mit dem Datenschutz.
Seit Juni 2018 darf der Fachbereich Soziales und Wohnen, der die städtischen Seniorenfeiern organisiert, die Bürgerinnen und Bürger dazu nicht mehr persönlich einladen. Die von der Europäischen Union verfügte Verschärfung der Datenschutz-Grundverordnung verbietet die Verwendung personenbezogener Daten wie Alter und Wohnsitz.
Glaser betont soziale Klammer
Die Stadt macht sich strafbar, wenn sie Daten aus dem Melderegister nutzt, um ungefragt persönliche Briefe mit Einladungen zu verschicken. „Ein Unding“, findet Dirk Glaser. „Seniorenfeiern sind wichtige soziale Klammern, auf die wir auf keinen Fall verzichten können und wollen.“ Im Gespräch mit der WAZ betont der Bürgermeister, er habe sich erst nach langen juristischen Beratungen im Rathaus davon überzeugen lassen, dass die bisherige Praxis der Verwaltung jetzt illegal sei. Man sei nunmehr gezwungen, durch Pressearbeit, Plakate und Flyer auf die Seniorenfeiern aufmerksam zu machen.
Zehn Veranstaltungen hat die Stadt Hattingen für das laufende Jahr geplant. Einige haben bereits vor dem Stichtag der neuen Datenschutz-Verordnung stattgefunden. Die nächste ist für den 7. September, 15.30 Uhr, in der Mehrzweckhalle Am Hagen in Holthausen vorgesehen. Eine elfte für den Ortsteil Elfringhausen wird traditionell vom Heimat- und Verkehrsverein im Rahmen des Heimatfestes durchgeführt.
Der ganze Saal macht mit
„Bei allen Seniorenfeiern gibt es Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke“, sagt Stefanie Berkermann vom Seniorenbüro der Stadt. „Aber es ist wohl vor allem das Unterhaltungsprogramm, das die Feiern so attraktiv macht“. Da werde gesungen, gelacht und geschunkelt. Als Akteure treten Musiker und Musikgruppen auf, Alleinunterhalter und Hobby-Zauberer.
Dazu kommen Turnvereine mit akrobatischen Vorstellungen, Chöre sowie Gruppen aus Kindergärten und Schulen. Stephanie Berkermann: „Die Gäste werden miteinbezogen und zum Mitsingen, Tanzen und Schunkeln animiert. Der ganze Saal macht mit – zum Beispiel bei Bewegungsübungen auf dem Stuhl.“
8600 Euro gibt die Stadt jährlich für ihre Seniorenfeiern aus. Das Geld stammt aus den Überschüssen der Sparkasse.