Hattingen. Susanne Staab, die Vorsitzende des Imkervereins Hattingen, erklärt, wie Bienen Nektar in ein schmackhaftes Lebensmittel verwandeln.

Die Honig-Saison 2018 ist für Susanne Staab (38) bereits gelaufen – 60 Kilogramm hat sie von ihren Bienenvölkern gewonnen, die Hobbyimkerin ist zufrieden. „Es war ein gutes Jahr.“ Während der Honig nun kühl und trocken in gut verschlossenen Edelstahltöpfen bei Susanne Staab im Keller lagert, bis er auf dem Frühstückstisch landet oder an Freunde abgegeben wird, beschäftigt sich die Vorsitzende des Imkervereins Hattingen schon wieder mit der Honigproduktion für das kommende Jahr.

5000 Tiere müssen durch den Winter kommen

Denn damit dieses ertragreich wird, braucht es im nächsten Frühjahr ein starkes Bienenvolk. 5000 Tiere, mindestens, sagt Susanne Staab, müssten dafür in einem Stock durch den Winter kommen. Nur dann hat ein Bienenvolk Chancen, sich bis April, Mai wenn „das große Blühen beginnt“, auf etwa 10 000 Tiere zu vermehren und damit so groß zu sein, dass es genug Nektar sammeln kann. Im Juli, August – Hochphase der Sammelsaison – seien gesunde Völker sogar auf mehr als 40 000 Tiere angewachsen. „Und damit das alles funktioniert, bereitet ein Imker Honigbienen bereits im Hochsommer, sofort nach der letzten Ernte, auf den Winter vor.“

Hier haben Bienen einigen Waben schon  mit Wachs verschlossen.
Hier haben Bienen einigen Waben schon mit Wachs verschlossen. © Fischer

Mit ihrer Imkerkollegin Lucia da Silva kümmert Susanne Staab sich um insgesamt zwölf Bienenvölker, von denen indes nur die Hälfte Honig produziert. Diesen Völkern gibt sie zurzeit Säurepräparate zum Schutz gegen die schädliche Varroamilbe. Zudem stellt sie eine ordentliche Portion Zuckerlösung in den Stock. Denn nachdem die Imkerin ihre Honigsammlung abgeschlossen hat, benötigen die Tiere für das Lebensmittel, das auch ihnen als Energielieferant dient, Ersatz.

Wärme spielt in einem Bienenvolk eine große Rolle

Durch von ihnen selbst produzierte Energie halten die Bienen dabei unter anderem die Temperaturen im Stock schön muckelig. Ohnehin spielt Wärme in einem Bienenvolk eine große Rolle: So verlieren Honigbienen bereits ab 7 Grad Celsius ihre Bewegungsfähigkeit. Wenn ab Februar die ersten Larven schlüpfen, braucht es im Innern der Bienenkugel knallige 35 Grad Celsius zur Aufzucht. Und schließlich bedarf es warmer Stockluft selbst im Frühjahr und Sommer: Zur Umwandlung des gesammelten Nektars in – neuen Honig.

Ehe der Honig geschleudert wird, wird das die Waben verschließende Wachs mit einer Entdeckelungsgabel entfernt
Ehe der Honig geschleudert wird, wird das die Waben verschließende Wachs mit einer Entdeckelungsgabel entfernt © Fischer

Denn Nektar und Honig sind nicht dasselbe, ersterer ist nur das Rohprodukt für Honig. Bienen seien also wahre Lebensmitteldesigner, sagt Susanne Staab. Sie produzierten spezielle Enzyme, die die Zuckerverbindungen im Nektar verändern. Und das funktioniert so: „Jeder Nektartropfen wandert im Innern des Stocks von Biene zu Biene, wird immer weiter mit Enzymen angereichert. So entstehen aus drei Hauptzuckern im Nektar bis zu 20 Zuckerverbindungen.“

Wasser muss zur Konservierung entzogen werden

Bis zum fertigen Honig braucht es aber noch mehr: Dem Nektar mit bis zu 80 Prozent Wassergehalt muss dieses zur Konservierung erst noch entzogen werden. Und genau das gelingt, so Susanne Staab, indem die Bienen Nektarteilchen im Stock mehrmals täglich von einer Wabe in eine andere transportieren. So werde der werdende Honig immer wieder der warmen Stockluft ausgesetzt, bis nach drei bis fünf Tagen ein Großteil des Wassers verdunstet ist – und der Honig (unter 18 Prozent Wasser) vom Imker geerntet werden kann.

Was Susanne Staab kürzlich ja bereits getan hat – mit Hilfe einer handbetriebenen Honigschleuder in ihrer eigenen Küche. Das ist echte Frauenpower – wie beim Bienenvolk, wo nur die Weibchen arbeiten.