Bochum. . Der neue Kulturdezernent Dietmar Dieckmann steht vor seiner ersten große Aufgabe. Die Breite des Bochumer Kultur-Angebots hat ihn überrascht.

Dietmar Dieckmann (*1961, SPD) ist seit 1. Mai Bochumer Kultur-, Bildungs- und Sportdezernent. Die WAZ sprach mit dem Verwaltungsfachmann, der zuletzt Leiter der Abteilung „Familie“ im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Düsseldorf war.

Haben Sie sich schon in der für Sie neuen Stadt eingelebt?

Es kommt viel Neues auf mich zu. Zumal die Kulturlandschaft in Bochum vielfältig und umfangreich ist und ich Verantwortung auch für den Sport- und Bildungssektor trage.

Hatten Sie das Kulturangebot so groß erwartet?

Mit als erstes habe ich eine Liste bekommen, auf der alle Kulturinstitutionen aufgeführt sind. Aber hallo! Dass es viele sind, hatte ich erwartet. Dass es so viele sind, nicht. Zumal die freie Szene breit aufgestellt ist.

Haben Sie Veranstaltungen besucht?

Im Moment ist ja Sommerpause; bislang war ich im Theater Total, das ich vorher nicht kannte. Die „Romeo-und-Julia“-Aufführung der Jugendlichen hat mich beeindruckt.

Gibt’s bei Ihnen Vorlieben, eher Theater, lieber ins Konzert?

Ich bin grundsätzlich ein Kultur-interessierter Mensch, ohne besondere Spezialisierung.

Verständnis für den Rückzug von Steven Sloane

Eine erste große Aufgabe dürfte die Neubesetzung bei den Bosy werden.

Überraschend hat Steven Sloane seinen Rückzug für 2021 angekündigt. Ich kann seine Entscheidung verstehen, er hat mit großem persönlichen Einsatz das Musikforum vorangebracht und möchte sich nach 25 Jahren in Bochum nochmal neu orientieren. Für uns heißt das, dass die Nachfolge-Suche jetzt losgehen muss. Es sind zwar noch drei Jahre Zeit, aber drei Jahre sind auch schnell ‘rum. Wir werden im Herbst eine Findungskommission mit Vertretern aus Rat und Verwaltung, aber auch aus dem Orchester einberufen.

Rechnen Sie mit vielen Bewerbern?

Ja. Bochum hat mit dem Musikzentrum eine starke Außenwahrnehmung bekommen. Es ist inzwischen deutschlandweit bekannt, dass es hier einen hervorragenden Konzertsaal und ein exzellentes Orchester gibt. Deshalb rechne ich mit vielen Kandidaten. Wir wollen schon im nächsten Jahr die ersten zum Probedirigat einladen.

Nächstes Jahr werden das Schauspielhaus und die Symphoniker 100 Jahre alt. Ist die Stadt gewappnet?

Wir sind in Abstimmung mit den beiden Institutionen, wobei die Feiern das Schauspielhaus und die Symphoniker selbst organisieren. Das Orchester ist zuerst an der Reihe, da wird es eine Veranstaltung am 6. Januar 2019 geben. Das Schauspielhaus zieht im April nach.

„Wir werden regelmäßig zu ,Kulturkonferenzen’ einladen“

Was halten Sie von der Idee eines Kulturentwicklungsplans?

Das sehe ich positiv. Ich verstehe den Kulturentwicklungsplan nicht als ein Projekt, das man abarbeiten muss, sondern als eins, das beständig fortgeschrieben wird. Partizipation ist wichtig, vor allem der Kontakt mit der freien Szene, aus deren Umfeld die Idee kam. Wir werden deshalb regelmäßig zu „Kulturkonferenzen“ einladen, um den Austausch in Gang zu halten.

Kultur wird als weicher Standortfaktor offenbar immer wichtiger?

Kultur ist nicht nur für die städtische, sondern für die gesellschaftliche Entwicklung überhaupt wichtig. Dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden.