Hattingen. . Hayley Alicia Mattison kam ohne Eltern und Geschwister aus den USA nach Hattingen. Im September beginnt sie ihre Ausbildung zur Optikerin.
Die Stadt Hattingen haben viele ins Herz geschlossen. Bewohner genauso wie Touristen. Aber die größte Liebeserklärung kommt von Hayley Alicia Mattison. Sie packte in Amerika ihre Sachen – genau genommen zwei Koffer – und setzte sich am 27. November 2016 in den Flieger, um nach Hattingen zu ziehen. Ohne Eltern, ohne Geschwister. „Ich bin so glücklich, hier leben zu dürfen. Hier gehör’ ich hin“, schwärmt sie.
Heimweh? Das kennt sie nur von Amerika, als sie sich immer danach gesehnt hat, in Deutschland zu wohnen. Konkret: in Hattingen. Einen spannenden Lebensweg hat die 21-Jährige hinter sich, die bei Maik Böcker, Inhaber von Duo Optik, seit einem halben Jahr eine Einstiegsqualifizierung macht, um am 1. September eine Ausbildung zur Optikerin zu beginnen. Den Vertrag hat sie längst in der Tasche.
Deutsch in den ersten Jahren
Geboren wurde Hayley in Bamberg, wo ihre Mutter, Hattingerin so wie Oma und Uroma auch, einen Soldaten kennen und lieben gelernt hatte. Er war damals bei der Armee und in Bamberg stationiert. „Da Mama Deutsche war und Papa fast nur gearbeitet hat, wuchs ich in meinen ersten drei Lebensjahren mit der deutschen Sprache auf.“
Aber dann zog die Familie endgültig in die USA. Zuerst nach Georgia, einem Bundesstaat im Südosten, später über den Staat New York in den Nachbarstaat Pennsylvania, damit der Vater nicht mehr jeden Tag so weit zur Arbeit fahren musste. Von dem Tag an, als die Familie amerikanischen Boden betrat, war die englische Sprache angesagt, Deutsch wurde nicht mehr gesprochen. „Mein Vater spricht bis auf einige Worte sowieso kein Deutsch. Und mein jüngerer Bruder auch nicht.“
Leben in Pennsylvania
Das Leben in Pennsylvania spielte sich für Hayley in einem kleinen Dorf mit gerade einmal 630 Einwohnern ab. „Das war so langweilig, es gibt keinen Bus, kein Taxi, einfach nichts“, sagt die 21-Jährige frustriert. Direkt nach ihrem Schulabschluss, dem High School Diploma, machte sie ihren Traum wahr. Sie setzte sich in den Flieger, um ihr Sehnsuchts-Land zu erreichen und wohnte erst einmal bei Oma in Holthausen. „Ich liebe Hattingen so sehr“, bricht es immer wieder aus ihr heraus.
Nach drei Monaten flog sie zurück in die USA – ihr Entschluss stand fest, sie wusste, wo sie hingehört. Ein Jahr arbeitete sie in den USA, um Geld für einen autonomen Start in Hattingen zu verdienen. „Meine Eltern waren zwar traurig, aber sie hatten Verständnis. Schließlich hat meine Mutter ja nichts anderes gemacht, nur in umgekehrter Richtung.“
Fließend Deutsch nach zwei Jahren
In Sachen deutscher Sprache musste Hayley allerdings Gas geben, schließlich schlummerten nur die Grundlagen von den ersten drei Lebensjahren in ihrem Kopf. Mittlerweile, nach nicht einmal zwei Jahren in Deutschland, spricht die 21-Jährige fließend Deutsch. Noch nicht ganz fehler- und akzentfrei, aber faszinierend gut.
Familiär hat sich in Hattingen für Hayley einiges verändert. Die Uroma lebt nach einem Sturz jetzt in einem Heim. „Sie ist aber geistig topfit und ich besuche sie oft.“ Oma verstarb Anfang dieses Jahres, die Wohnung hat sie übernommen, fühlt sich wohl dort und verdient mit der Einstiegsqualifizierung, die durch das Arbeitsamt gefördert wird, schon ihr eigenes Geld.
„Da sie vor Monaten mitten ins laufende Berufsschuljahr eingestiegen ist, fehlt ihr ein halbes Jahr. Aber, weil Hayley so Vollgas gibt, hat sie die Theorie – Wissen über Licht, Physik und Strahlenlehre - bereits aufgeholt“, freut sich ihr Chef Maik Böcker, der seine Auszubildende aus Amerika in den höchsten Tönen lobt.