Hattingen. Abholung der Tonnen im wöchentlichen Wechsel geplant. Kürzere Wartezeiten und weniger illegale Entsorgung durch ein eigenes Sperrmüll-Fahrzeug.

Der Hattinger trennt seinen Müll nicht richtig: Nur 53 Kilogramm werden im Biomüll entsorgt, 167 Kilogramm landen im Restmüll – und der ist für die Stadt in der Entsorgung pro Tonne 72 Euro teurer (andere EN-Städte: 73 kg Bio- und 143 kg Restmüll). Das Einsparpotenzial liegt bei einer besseren Trennung bei knapp einer halben Million Euro. Auch illegale Müllentsorgung ist ein Problem und sorgt für Kosten in Höhe von 125 000 Euro pro Jahr – unter anderem weil die Wartezeiten für den Sperrmüll zurzeit sehr lange sind. Die Stadtverwaltung hat deshalb jetzt ein neues Abfallentsorgungskonzept vorgelegt und in die politische Debatte gegeben. Hier die wichtigsten Punkte, was sich beim Müll künftig ändern soll:

Abfuhr-Rhythmus

Die Abfuhrtermine sollen entzerrt werden. Es sollen nicht mehr alle Tonnen am selben Tag alle 14 Tage abgeholt werden, sondern der Restmüll zusammen mit den Gelben Säcken im wöchent­lichen Wechsel mit den Bio- und Papiertonnen.

Zudem reichen die täg­lichen Arbeitszeiten der Mitarbeiter selten aus, um die Abfuhr an vier Tagen in der Woche (Montag bis Donnerstag; Freitag ist Sperrmüll-Tag) zu schaffen. Der Tourenplan soll überarbeitet werden und eine Ausweitung auf fünf Abfuhr­tage für weniger Überstunden sorgen.

Sperrmüll

Die Stadt möchte ein eigenes Sperrmüll-Fahrzeug anschaffen, das täglich fährt. Bislang wird nur freitags mit den herkömmlichen Müllwagen Sperrmüll abgeholt, was zu enormen Wartezeiten führt. „Folglich nehmen die illegalen Entsorgungen im Stadtgebiet zu“, so die Verwaltung. Kurzfristig ist ­vorgesehen, eine telefonische Terminabsprache anzubieten, perspektivisch soll es auch eine App geben.

Am Recyclinghof soll die Annahme von Sperrmüll und kleineren Mengen Bauschutt (zwei Putzeimer) künftig kostenlos sein.

E-Schrott

Die kostenfreie Abholung von Elektroschrott soll auf zwei Tage in der Woche ausgeweitet werden.

Biomüll

Der EN-Kreis hat vorgegeben, dass Hattingen seinen Biomüll-Anteil erhöhen muss. Eine Maßnahme wird die Überprüfung von Befreiungsanträgen sein – weil Essensabfälle nicht auf den Kompost dürfen, sind diese Befreiungen nahezu ausgeschlossen. Ausnahme sind ärztliche Atteste.

Die Reinigung der Biomülltonnen könnte wegfallen und würde 46 000 Euro Ersparnis einbringen.

Illegale Müllentsorgung

Insbesondere in Nähe der Container-Standorte (Altglas, Altpapier, Altkleider) stellen die Bürger illegal Abfall hinzu. Hier soll geprüft werden, ob es künftig Videoaufnahmen geben kann.

Es soll zwei neue Mitarbeiter für das zeitnahe Wegschaffen von illegalen Müllentsorgungen geben. Außerdem sollen die Verwarngelder von 35 auf 55 Euro sowie die Bußgelder im Rahmen des Ermessensspielraums auf maximal 55 000 Euro erhöht werden.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Abfall-Info soll attraktiver gestaltet werden und mehr aufklären. Dabei steht vor allem der Handlungsbedarf bei der falschen Mülltrennung im Blickpunkt, da es hier das größte Einsparpotenzial gibt.

Insgesamt hat die Stadtverwaltung 14 Maßnahmen für ihr Abfallentsorgungskonzept „Hattingen hat Sauberkeit“ zusammengetragen. Der überwiegende Teil davon kostet Geld (ein Sperrmüll-Fahrzeug samt Personal beispielsweise 290 000 Euro im Jahr). Bei einer korrekten Mülltrennung gebe es aber auch großes Einsparpotenzial, „und das Geld würden wir natürlich an die Bürger zurückgeben“, wie Dezernent Jens Hendrix bei der Vorstellung im Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr sagt.

Um die Auswirkungen auf die künftigen Müllgebühren darzustellen, hat die Stadtverwaltung das Beispiel einer durchschnittlichen dreiköpfigen Familie mit einer 60-Liter-Tonne gewählt. Aktuell fallen für sie Kosten in Höhe von 123 Euro pro Jahr an – würden alle vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt, wären es danach 147 Euro. Das sind 40 Cent pro Liter Müll oder zwei Euro mehr pro Monat.

Die Stadtpolitik wird sich jetzt mit dem neuen Müllkonzept befassen. Die ersten Reaktionen der Ausschussmitglieder zeigten bereits, dass auf die Biomülltonnen-Reinigung wohl nicht verzichtet wird und dass es bei der Änderung des Abfuhr-Rhythmus’ noch kein einheitliches Meinungsbild gibt. Für die kommenden Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses (21. Juni) und des Stadtrats (5. Juli) sind weitere Informationen von der Verwaltung eingefordert, zum Beispiel wie teuer eine Fremdvergabe der Sperrmüll-Abfuhr wäre.