Hattingen. Aus Sparzwang sollte die Quadratmeterzahl um zehn Prozent sinken. Das Gegenteil ist der Fall. Die Gründe: Schulen, Kitas, Flüchtlingsunterkünfte.

Die Stadt kommt nicht nach beim Reduzieren ihrer Gebäudefläche. 2013 hatte der Stadtrat auf Druck der Gemeindeprüfungsanstalt beschlossen, die Quadratmeterzahl aller städtischen Immobilien von damals 198 000 bis zum Jahr 2021 um 22 000 zurückzufahren, um Kosten zu sparen. Das Gegenteil ist der Fall.

Im Verlauf des vergangenen Jahres hat sich die Bruttogrundfläche aller kommunalen Bauten von 203 000 auf 208 000 Quadratmeter erhöht. So steht es im Jahresbericht des städtischen Fachbereichs Gebäudewirtschaft, den Leiter Rudolf Viefhaus und sein Stellvertreter Ulrich Möller dem Bauausschuss am Dienstag nächster Woche vorlegen werden.

Stadt ruft alle Fördermittel ab

„Die Aufgaben haben sich deutlich geändert, die Anforderungen sind massiv gewachsen“, begründet Viefhaus die Entwicklung. Der Mehrbedarf an Räumen sei vor allem bei Schulen und Kindertagesstätten sowie bei Asylunterkünften entstanden.

3300 Quadratmeter sind allein durch die Anmietung der ehemaligen O+K-Verwaltunsggebäude an der Nierenhofer Straße als Asylunterkunft hinzugekommen. Der Vertrag läuft über fünf Jahre. „Natürlich können wir die vorgehaltenen Flächen zurückfahren, weil die Zahl der Flüchtlinge abgenommen hat“, sagt Rudolf Viefhaus. „Aber nicht auf null. Wir wissen nicht, was passiert. Und auf keinen Fall wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern noch einmal zumuten, in großem Umfang Turnhallen zu belegen.“ Die beiden Wohncontainer-Blöcke für Flüchtlinge und Obdachlose an der Werksstraße umfassen 445 Quadratmeter.

Platz für den Offenen Ganztag

Auch bei Bildungseinrichtungen wird der Raumbestand größer statt kleiner. Allein der 2016 beschlossene Schulentwicklungsplan verhindert, dass rund 8900 Quadratmeter Grundschulfläche abgebaut werden. „Wir können uns von kleinen Grundschulgebäuden eben nicht trennen. Die Flächen werden dringend benötigt, weil der Bedarf an Offenen Ganztagsschulen steigt“, erklärt Ulrich Möller. Darüber hinaus würden zusätzliche Kindertagesstätten gebaut oder Räume angebaut, um den Rechtsanspruch der Eltern auf Plätze für ihre Kinder zu erfüllen. Auch die Rückkehr zu G 9 werde nicht ohne Folgen für das Raumprogramm bleiben.

Handwerker sind schlecht zu bekommen

Was die städtischen Gebäudewirtschafter freut, allerdings auch viel Arbeit macht: Selten wurde so viel gebaut und renoviert. Förderprogramme wie die beiden Kommunal-Investitionsförderungsgesetze oder „Gute Schule 2020“ sorgen für Investitionen von mehr als 21 Millionen Euro in den Jahren 2016 bis 2022. „Das ist gut für die Stadt“, meinen Viefhaus und Möller. Und betonen, dass in Hattingen alle verfügbaren Fördermittel auch abgerufen werden.

„Für 2017 sind alle Maßnahmen abgerechnet, für 2018 alle Mittel verplant“, sagt Viefhaus. Problematisch seien die hohen Baukosten. Und der Mangel an Handwerkern.