Hattingen. Beim Kulinarischen Altstadtmarkt gibt es Lesungen, Musik und Aktionen. Gastronomen betonen ihre Empörung über das Streichen des Kaufsonntags.
Vermehrt geht es beim 24. Kulinarischen Altstadtmarkt (KAM) nicht nur um leckere Gerichte mit zusätzlichen vegetarischen Angeboten und gemütliches Zusammensein auf dem Kirchplatz – sondern auch um künstlerische Aktionen. Die sechs beteiligten KAM-Wirte sind zwar stinksauer über die Absage des verkaufsoffenen Sonntags, legen sich aber für ihr Fest vom Donnerstag, 31. Mai, bis Sonntag, 3. Juni, ins Zeug.
„Wir wollen die City beleben“, sagt Dirk Eggers, Sprecher der KAM-Wirte. „Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen“, erklärt Heinz Bruns vom Haus Kemnade. Etwa 50 Künstler und Designer werden sich an Ständen präsentieren, auch der Edition Paashaas Verlag ist mit Autorenlesungen und Stand dabei. „Wir kooperieren mit Peter Lihs, der sich um Kunst & Co. kümmert“, sagt Eggers.
Strammer Max vom Königs-Matjes
Doch zurück zum Kernangebot: den Speisen. Rouladen gibt’s in drei Varianten – als Wirsingroulade vom Wildschwein auf Holunderbeersoße, als klassische Rinds- oder Kalbsroulade. Neben der traditionellen Viertel-Ente bietet das Gasthaus Weiß zum Beispiel noch mit braunem Zucker karamellisierte Ziegen-Frischkäsetaler auf Bulls Blattsalat.
Das Haus Kemnade serviert angebratenen Thunfisch im Sesam-Mantel und gebratene Jakobsmuschel, Hummer-Maultaschen oder Ragout vom weißen und grünen Spargel. Buntbarsch, gebackener Käse mit Honigsenf oder auch gebratene Gambas mit Nudeln finden sich auf der Poseidon-Karte. Diergardts Kühler Grund bringt Lachsfilet unter Kräuterkruste und „Unser Strammer Max vom Königs-Matjes“ sowie eine Bratwurst vom Charolais-Rind auf die Teller.
Mitmachaktionen für Kinder
Reichlich Wild serviert das Restaurant An de Krüpe – von der Vorspeise bis zum Rehsteak und Hirschkalb-Ragout. Tradition sind inzwischen schon die Quark-Nougat-Knödel des Restaurants Eggert, das zudem Strudelsäckchen von der Perlhuhnbrust anbietet.
Doch vor dem Essen gibt’s zur Eröffnung einen Gottesdienst zum Thema „Lasst uns einen Apfelbaum pflanzen“, zudem legt ein DJ auf. Der Zirkus Clajko bespaßt die Gäste, es gibt Mitmachaktionen für Kinder, Meditationen in der St.-Georg-Kirche.
Gastronomen drohen mit Weggang
Eine „Frechheit“ findet Heinz Bruns vom Haus Kemnade die Entscheidung gegen den verkaufsoffenen Sonntag. „Wir Gastronomen könnten ja sonntags dicht machen, den Aufstand am Muttertag zum Beispiel möchte ich mir vorstellen. Aber es gibt Berufsgruppen wie Busfahrer, Krankenschwestern, die müssen arbeiten.“ Die Gastronomen würden nicht zu knapp Steuern zahlen – und Gewinn eben auch mit den Öffnungszeiten am Wochenende machen. „Darüber sollten Politiker mal nachdenken. Und mir hilft hier keiner, wenn bei Kemnade in Flammen einfach die Straße gesperrt wird und Gäste nicht herkommen können.“
„Von 52 Wochenenden sind in Hattingen zwei durch Gastro-Veranstaltungen belegt, wir werden als Spielball benutzt. Man muss wissen, was man will. Man muss uns nicht hofieren – nur akzeptieren“, sagt Bruns. Eggers gibt zu bedenken, dass der KAM schon seit 24 Jahren zu den Veranstaltungen in der Stadt gehört. „Jetzt will man uns wegdrängen. Dann sollen sie doch sagen, wenn sie uns nicht wollen. Dann können wir anders reagieren. Wir waren vor Jahren ja schon mal so weit, in eine andere Stadt zu gehen.“
Und wenn es keinen verkaufsoffenen Sonntag gebe, so Bruns, kämen eben keine Menschen aus der Hattinger Umgebung. „Wenn man das will . . .“ Durch den kurzfristig gestoppten verkaufsoffenen Sonntag 2017 anlässlich des KAM hätten die Wirte „20 bis 30 Prozent weniger Einnahmen als sonst am Sonntag gehabt“, erinnert sich Eggers. Auf Landesebene würde über acht verkaufsoffene Sonntage diskutiert. „Und wir hier reduzieren unsere vier noch“, ärgert sich Eggers.