Hattingen. Angela Reske verarbeitet ihre Krankheit in einer Schmuckkollektion. Ohne Freunde und Stammkunden hätte sie die Zeit nicht überstanden, sagt sie.
Mit einem eigenen Geschäft in der Innenstadt erfüllte sich Angela Reske (49) im Sommer 2016 einen Herzenswunsch. „Als ich Hattingen kennengelernt habe, war ich begeistert von den schönen kleinen Geschäften. Das ist wie Urlaub hier und mir war schnell klar, dass ich hier einen Laden eröffnen wollte“, schwärmt die Goldschmiedin. Zuvor führte sie ihr Geschäft zehn Jahre lang in Schwerte und gewann in jener Zeit viele Freundinnen und Stammkunden.
Eine Hiobsbotschaft bei einer Routine-Vorsorgeuntersuchung machte diese Menschen für Reske umso wichtiger. Ein Knoten in der Brust entpuppte sich als bösartig: Krebs. Und das ein halbes Jahr nach der Eröffnung am Untermarkt. „Das war anfangs die totale Einsamkeit hier. Meine Mutter war kurz vorher an Krebs gestorben und ich kannte in Hattingen noch kaum jemanden“, erinnert sich die Goldschmiede-Meisterin.
Freundinnen erzählte sie von der Diagnose – und die halfen, wo sie konnten. So wie Giuliana Köster, die im Jahr 1997 als Kundin in Reskes Atelier kam und schnell zu einer engen Freundin wurde. „Wir haben sie im Laden besucht, ihr zugehört, gequatscht und ihr viel positive Energie gegeben.“
Viele haben das gleiche Schicksal
Die Zeit der Chemo war besonders schwer. „Die Nebenwirkungen habe ich ganz gut weggesteckt. Da ging es anderen schlimmer, mit denen ich im Krankenhaus lag.“ Aber seelisch sei es eine harte Zeit gewesen. Oft konnte sie den Laden nicht öffnen und trotzdem seien die Kunden ihr treu geblieben.
„Ich bin ihnen so unendlich dankbar, dass sie Verständnis für meine Situation hatten.“ Mit der Zeit habe sie sich auch anderen Kunden anvertraut, über ihre Erkrankung gesprochen. „Ich war überrascht, wie viele Menschen ebenfalls Bekannte oder Freunde haben, die das gleiche Schicksal trifft.“
Die Haare fielen der 49-Jährigen büschelweise aus. „Früher konnte ich mir nie vorstellen, kurze Haare zu tragen, aber irgendwann ging es nicht mehr anders und ich habe mir eine Glatze schneiden lassen.“ Ein Jahr lang trug sie eine Echthaarperücke, ohne dass Kunden es merkten. „Als die Haare etwas nachgewachsen waren, habe ich den unechten Ersatz weggelassen und eine Kundin fragte mich überrascht, ob ich meine Haare geschnitten hätte“, erzählt Reske schmunzelnd.
Die Krebserkrankung inspirierte die Goldschmiedin zu einer neuen Schmuckkollektion. „Mir ist jetzt wichtig, dass der Schmuck, den ich produziere, eine Bedeutung hat. Deshalb habe ich Sterne als Symbol für Freundschaft zu Anhängern verarbeitet.“ Denn Sterne seien wie Freunde, das sei ihr während der Krankheit klar geworden.
„In so einer Zeit zeigt sich, wer wirklich deine Freunde sind“, sagt Angela Reske. „Zwei habe ich verloren, dafür aber viele neue dazugewonnen.“