Hattingen. . Beim Kursus für Kinder und Eltern lernen die Teilnehmer Merkmale der Sprache kennen. Für viele hat das Ruhrdeutsche etwas Vertrautes.

Direkt, schnörkellos und trotzdem herzlich: Wie die Bewohner des Ruhrgebiets, so hat auch die Sprache einen ganz eigenen Ruf. Das Ruhrdeutsche kennt dabei nicht nur die typischen Vokabeln wie „Kumpel“ oder „Maloche“, es hat auch eine ganz eigene Grammatik. Außerdem gibt es bestimmte Gesprächsregeln, an die man sich hierzulande auf jeden Fall halten sollte. Der Meinung ist Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins. In seinem Crashkursus „Ruhrdeutsch für Kinder und Eltern“ in der Stadtbibliothek konnten die rund 30 Teilnehmer die Regeln dann auch gleich anwenden. Zu lernen gab es einiges.

Tach auch: Unterhielt sich auf Ruhrdeutsch mit den Gästen: Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins.
Tach auch: Unterhielt sich auf Ruhrdeutsch mit den Gästen: Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins.

„Was genau ist eigentlich Ruhrdeutsch?“, fragt Lars Friedrich in die Runde. Jemand zuckt mit den Achseln. Keiner meldet sich. Auf diese Frage scheint niemand eine Antwort zu haben. Der Experte klärt auf: „Es gibt einige Merkmale, an denen man Ruhrdeutsch erkennen und unterscheiden kann.“ Fangen wir mit den offensichtlichen an. Die unverschobenen Verschlusslaute.

Der Ruf hat sich verbessert

Was sich erst einmal kompliziert anhört, ist in Wahrheit ganz einfach. Aus Wörter wie „das“ und „was“ wird „datt“ und „watt“. Statt „Tag“ sagen wir im Ruhrgebiet „Tach“. Auch Verniedlichungen gehören zum Ruhrdeutschen. „Häusken“, „Pflänzken“ und „Pferdken“ sind nur einige Beispiele. Angefangen hat das Ganze um 1900 im Zuge der Industrialisierung. „Seitdem hat sich natürlich viel verändert“, sagt Friedrich. „Früher galt das Ruhrdeutsche als minderwertig und war vor allem in niederen Bildungsschichten verbreitet. Heute hat sich der Ruf verbessert. Die Sprache gilt als natürlich und herzhaft und wird von jedem gesprochen.“

Freiwillige unterhalten sich

Nachdem der Experte reichlich über Grammatik und Geschichte aufgeklärt hat, bittet er zwei Freiwillige nach vorne. Die sind schnell gefunden. An einem Beispiel möchte Friedrich verdeutlichen, wie eine typische Unterhaltung auf Ruhrdeutsch ablaufen könnte. Zur Begrüßung gehören Floskeln wie „Tach auch“ und „Wie isset?“.

Zum Abschied dagegen könnte man „Lass knacken“ sagen. Einige Zuhörer schmunzeln. Das Gedicht „Loreley“ von Heinrich Heine auf Ruhrdeutsch bringt die Teilnehmer dann lauthals zum Lachen. Auch Ulrich Pätzold-Jäger (65) ist begeistert. Ruhrdeutsche Begriffe hat er schon in seiner Kindheit kennen gelernt. „Die Sprache hat für mich etwas Vertrautes. Sie ist ein Stück Heimat.“