Hattingen. . Heinz Prygoda baut im Steinhagen sechs Hotelzimmer. Am Gelinde muss der Putz noch warten, auch andernorts in Hattingen sind Arbeiten gestartet.

Derzeit sind an Fachwerkhäusern in der Altstadt viele Arbeiten zu beobachten. Heinz Prygoda lässt das Fachwerkhaus Steinhagen 6 restaurieren, das etwas zurückgesetzt liegt zwischen dem Restaurant/Hotel „Zur Alten Krone“ und dem Restaurant Nuovo Basilea: „Sechs Hotelzimmer mit je zwei Betten entstehen hier“, sagt Prygoda. Um die Gäste wird sich der Zur-Alten-Krone-Wirt Stefano Katsios kümmern.

Auch am zurückliegenden Speicherhäuschen hinter dem Haus wird gearbeitet. Die Seitenwand des Hauses Kleine Weilstraße 3 ist abgedeckt und wer den Haldenplatz betritt, sieht, dass auch hier an einem Fachwerkhaus gearbeitet wird – so wie an der Fassade des Hauses Gelinde 2. „Es ist gar nicht einfach, die Arbeiten in der Altstadt zu terminieren, wenn man zum Beispiel ein Gerüst aufbauen muss“, sagt Denkmalpfleger Jürgen Uphues. Denn: Eigentlich geht das richtig gut nur im ersten Quartal, wenn keine Feste sind. „Sonst gibt es nämlich ein Riesendrama mit den Rettungswegen und dem Brandschutz“, weiß er.

Renovierung bei akutem Bedarf

In den 1970er/1980er Jahren seien viele Fachwerkhäuser durchrenoviert worden. Inzwischen würden sie renoviert, wenn akuter Bedarf bestünde – oder der Eigentümer wechsele. Am Haus Gelinde seien die Arbeiten aus zwei Gründen notwendig gewesen: „Das Haus war ursprünglich als Scheune gebaut worden, später kam im 19. Jahrhundert ein Stockwerk drauf, da hat man Dauerprobleme wie beispielsweise die Wasserführung mit eingebaut“, sagt Uphues. Und dann fuhr kürzlich noch ein Lkw beim Anliefern von Ware gegen die am Haus festgemachte Markise. Risse hatten sich gebildet. Dass bislang noch kein Putz aufgetragen ist, hat Gründe: „Verputzt man zu schnell, schließt man die Feuchtigkeit mit ein. Die Substanz muss durchtrocknen, der Putz kommt dann eine Saison später drauf.“

Denkmalpfleger Jürgen Uphues kennt die Ängste der Hausbesitzer vor teuren Sanierungsarbeiten.
Denkmalpfleger Jürgen Uphues kennt die Ängste der Hausbesitzer vor teuren Sanierungsarbeiten.

Richtig sei, dass viele der 150 Fachwerkhäuser vererbt oder über Mund-zu-Mund-Kontakt veräußert würden. „Der Markt ist sehr eng, die Fälle, in denen wir ein Fachwerkhaus im Angebot haben, sind im einstelligen Bereich“, sagt Artur Binkowski von der Volksbank Hattingen Sprockhövel. Nicht „die Fülle“ an Fachwerkhäusern vermittelt auch Dennis Gehring von Stalter Immobilien. „Das gibt es zwar schon, aber Fachwerkhäuser sind echte Liebhaber-Objekte. Nicht alle werden über Makler vermittelt.“ „Wir hatten eine solche Immobilie im letzten Jahr“, sagt Marc Wimmers von der Sparkasse Hattingen. Sehr klein sei der Markt – und die Fachwerkhausbesitzer gut vernetzt.

Fachwerk muss nicht immer teuer sein

Das bestätigt auch Uphues. Es sei sogar so, dass die Besitzer teils untereinander aufpassten. „Da sagt einer dann schon mal, dass beispielsweise die Regenrinne überläuft und weist darauf hin, was vielleicht gemacht werden müsste.“

Der Denkmalpfleger versucht, „den Eigentümern zu vermitteln, dass so ein Fachwerkhaus ein Wertgegenstand ist“. Dennoch könnten auch in Fachwerkhäuser günstige Dinge aus einem Baumarkt verbaut werden – „solange das bauphysikalisch okay ist“. In den 1980er Jahren habe man oft alles herausgerissen, nur das Ständerwerk stehen lassen. „Heute versuche ich zu erklären, dass auch Einbauteile, die Raum- und Farbgestaltung historische Bedeutung haben.“

Zustand der Häuser kann besser sein

Besonders die unteren Holzteile wären oft „angerottet“. „Viele Eigentümer nutzen das dann, um nicht nur das Notwendige zu machen, sondern gleich auch das, was mal irgendwann gemacht werden müsste – und was sie sich als Verschönerung vorstellen.“

Wie es um den Zustand der Fachwerkhäuser in der Innenstadt bestellt ist, weiß Uphues: „Kurz vor dem Einsturz steht keins. Aber vieles könnte besser sein. Doch ich weiß um die Angst vieler Eigentümer, die denken, wenn sie etwas aufmachen, treten sie einen Rattenschwanz los.“ Außerdem gebe es Häuser, in denen Silikon verbaut sei. Nicht schön. „Aber das ist ja nichts, was der Substanz schadet.“

>>> Heinz Prygoda und die Hotelbetten

Heinz Prygoda
Heinz Prygoda

„Ich liebe die Altstadt“, sagt Heinz Prygoda. Und wenn ein Fachwerkhaus im Angebot ist, „dann bin ich schnell dabei“.

Das Haus, in das die sechs Hotelzimmer kommen, hat er vor 20 Jahren mit dem Gebäude Zur Alten Krone gekauft. Zuletzt stand es lange leer. Es wird jetzt kernsaniert. Dach und Dachstuhl sind schon seit geraumer Zeit fertig. In Kürze geht es an die seitlichen Balken. Beendet sein sollen die Arbeiten im August/September.

Die Hotelpläne für das ehemalige VHS-Gebäude hat Prygoda aufgegeben und entwickelt für den Standort neue Ideen.