Hattingen. Leiter Robert Laube blickt auf ereignisreiche Monate im Industriemuseum: 30 Jahre nach dem letzten Hochofen-Abstich gab’s einen Besucherrekord.

Wer Robert Laube nach seinem Jahr fragt, der bekommt als erste eine erwartbare Antwort: „2017 stand ganz im Zeichen des Hüttenkampfs“, sagt der Leiter des LWL-Industriemuseums Henrichshütte. 30 Jahre nach dem letzten Abstich im Hochofen gab es so viele Ausstellungen und Veranstaltungen wie nie zuvor zu diesem Thema. „Es ist für mich aber auch ein Abschluss mit diesem Thema“, so der 57-Jährige weiter, „auch wenn es für uns immer erhalten bleibt.“

Laube erklärt: „Der Strukturwandel für Hattingen ist geschafft, das Ende der Schonzeit erreicht. Jetzt müssen wir über die Chancen der Stadt sprechen.“ Er könne jungen Menschen heute nicht mehr damit kommen, dass es „eine verbotene Stadt gegeben hat“, die den Weg zur Ruhr versperrt habe. „Die kennen das nicht, deshalb müssen wir uns im Hier und Jetzt bewegen. Das bedeutet ja nicht, dass es kein Thema mehr ist.“

Ewige Erinnerung an die Ära der Hattinger Stahlzeit

Und das Industriemuseum selbst ist eine ewige Erinnerung an die Ära der Hattinger Stahlzeit. Etliche Ausstellungen hat es gegeben, etwa Horst Dieter Zinns „Ende der Schonzeit“ oder die noch immer aushängenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Berthold Socha zum „Motiv Hochofen 1987-2017“. Und die „100 Hüttenleben“, die der Förderverein in akribischer Arbeit zusammengestellt hat.

„Durch den Förderverein weiß ich jetzt, was Partizipation bedeutet. Sie spielen nicht nur mit, sie geben auch vor – das ist ein Dialog auf Augenhöhe“, sagt Robert Laube. „Das ist eine fantastische Arbeit.“

121 600 Menschen kamen ins Industriemuseum

Für den neuen Besucherrekord von 121 600 Menschen haben aber vor allem auch Groß-Veranstaltungen wie das Harley-Treffen, die Schönen Sterne oder die Ford-Mustang-Liebhaber gesorgt. „Ja, der Automotive-Bereich läuft. Wir hatten zudem Glück mit dem Wetter, das kann so eigentlich gar nicht weitergehen. Ich prognostiziere für dieses Jahr schon mal einen Besucher-Rückgang.“

Aufgefangen werden könnte dieser, wenn weitere neue Events hinzukämen, beispielsweise ein kleiner Ableger des Juicy-Beats-Festivals. Das klappte jedoch nicht. „Wir alle – die Bürger, das Industriemuseum und die Stadt – brauchen so etwas wie eine Willkommenskultur. Wir dürfen Veranstaltungen mit Strahlkraft nicht als Problem sehen, sondern als Chance.“

Arbeit mit Genehmigungs-Verfahren

Laube führt ein Beispiel an: „Bei der WDR-2-Hausparty hat eine nicht angeschlossene Küche im Foyer gestanden. Sie war trotzdem Anlass, dass ein kompletter Löschzug der Feuerwehr die ganze Zeit dabei sein musste, das hat der WDR noch nie erlebt. Klar gibt es Vorgaben, aber wir müssen geschmeidiger damit umgehen.“

Zurzeit werde gemeinsam an vereinfachten Verfahren gearbeitet. Kurz: Es gibt ein vorliegendes Grundgerüst für Genehmigungen, das im Detail fürs aktuelle Event angepasst und verfeinert wird. Und so soll es dann reibungslos laufen, denn eines ist dem Museumsleiter nach diesem erfolgreichen Jahr klar: „Wir möchten Forum sein. Die Leute sollen sagen: Wenn du etwas erleben willst, gehst du da hin.“