Hattingen. . Dem 20-jährigen Ugur Ince boten sich 2017 viele Chancen und Möglichkeiten. Für den Hattinger war es ein aufregendes Jahr als Ruhrtalent.

Ugur Ince, geboren im EvK. „Ja, im Evangelischen Krankenhaus in Hattingen. Da gibt es ja schon lange keine Geburten mehr, aber ich bin da noch zur Welt gekommen.“ Der 20-jährige strahlt. Um die Höhepunkte des Ugur-Jahres 2017 zu erreichen, brauchten andere wohl ein halbes Leben. Der Schülersprecher der Gesamtschule muss sich schon konzentrieren, um bloß nichts zu vergessen. Ach ja, auch als Ruhrtalent wurde er in diesem Jahr ausgewählt, fällt ihm ein.

„Nicht zu toppen“ waren die vergangenen zwölf Monate für ihn. „So viele Chancen, ich hab so viel erlebt, durfte so viel Neues erfahren“, schwärmt er. Und nach einem langen Interview schickt er vorsichtshalber noch einmal alle wichtigen Ereignisse als ­E-Mail. Teilnahmebescheinigung vom Junior Innovation Day an der Uni Dortmund, Teilnahmebescheinigung „Europe inside, Jugendbildungsreise“ nach Brüssel, ehrenamtliches Mitglied im Wahlvorstand bei der Bundestagswahl, Jugendpass im Erasmus-Bildungs-Projekt „Pimp my Europe“, Teilnahmebescheinigung vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund, Teilnahme an der Islamkonferenz, Qualifikationsnachweis Sporthelfer . . .

Ziel sind zwei Doktortitel

Fragt man ihn nach seinen Zielen, die er für die Zeit nach seinem Abitur im nächsten Jahr anstrebt, kommt er ganz unbescheiden und ehrgeizig daher: Studieren will der politisch hoch interessierte Hattinger (und Rettungsschwimmer) Jura, Politik und Philosophie und natürlich einen Doktortitel erarbeiten. Einen? „Nein, lieber zwei. Ich finde das cool.“

Und er sieht sich irgendwann für die SPD im Bundestag sitzen. Wegen des Geldes? Die Diäten wurden ja gerade erhöht. „Nein, wenn ich viel Geld machen wollte, würde ich in die Wirtschaft gehen“, ist seine spontane Antwort.

Erfahrungen in englischer Familie

Zurück zu den Ruhrtalenten. Was das Stipendium ihm in diesem Jahr ermöglicht hat, wie sehr es seinen Horizont erweitert hat, weiß er zu schätzen. „Ein Highlight war für mich die Fahrt nach Liverpool. Da hab ich zwei Wochen in einer englischen Familie gewohnt, das ist wirklich was ganz anderes, als wenn man Englisch nur in der Schule lernt. Für die Erfahrung bin ich richtig dankbar.“ Insgesamt biete der Status als Ruhrtalent so viele Möglichkeiten, sich selbst weiterzubringen durch Seminare, Workshops und Zusammenkünfte. „Da kommt man sonst gar nicht dran.“

Beeindruckt hat ihn auch die Erstwählerkonferenz vor der Bundestagswahl mit den Kandidaten verschiedener Parteien. Auch das Treffen hatten die Ruhrtalent-Organisatoren arrangiert – mit einer Testwahl. „Dabei kamen erstaunliche Ergebnisse heraus. Die waren vor der Zusammenkunft mit den Kandidaten völlig anders, als nach den Gesprächen“, staunt der 20-Jährige immer noch.

Bewerbungstipps vom Profi

Hervorragende Tipps bekamen die Ruhrtalente auch bei einem Bewerbungstraining bei Eon. Da erfuhren die jungen Ausgewählten hautnah, wie so ein Gespräch abläuft. Und sie bekamen Rückmeldungen, was gut und was falsch war. „Wenn man nach seinen Hobbys gefragt wird und angibt, dass man gerne und viel liest, dann kommt bei den Profis zum Beispiel die Aufforderung, kurz die Inhalte der letzten zehn gelesenen Bücher zusammenzufassen“, erzählt Ugur Ince beeindruckt. Fazit: Man soll nicht irgendetwas angeben, was der Überprüfung nicht standhält.

„Das Jahr 2017 war ein sehr spannendes, beeindruckendes, lehrreiches Jahr für mich.“ Es hat mit Hilfe der Ruhrtalentscouts Weichen gestellt und den jungen Deutsch-Türken weit nach vorne gebracht.