Wuppertal. Dass in Wuppertal der Saisonabschluss der Sinfoniekonzerte in die Sommerzeit reicht, hat sein eigenes Flair. Gespräche rund ums Konzert verlagern sich aus dem Foyer nach draußen. Die Besucher sind gelöst und locker und entsprechend aufnahmebereit für die Musik.

Dass in Wuppertal der Saisonabschluss der Sinfoniekonzerte in die Sommerzeit reicht, hat sein eigenes Flair. Gespräche rund ums Konzert verlagern sich aus dem Foyer nach draußen. Die Besucher sind gelöst und locker und entsprechend aufnahmebereit für die Musik.

Solistin schon einmal aufgetreten

Was passt da besser als ein spätromantisches Programm? Diesmal soll es Dohnányi und Brahms geben. Die Solistin ist bereits in der vergangenen Saison hier äußerst erfolgreich aufgetreten. Da hatte sie Chopin gespielt. Nun hat sich Sofja Gülbadamova das 2. Klavierkonzert von Dohnányi vorgenommen, ein Werk, mit dem sie sich intensiv befasst hat und dazu im Programmheft die Einführung selbst verfasst hat. Hier wünscht sie am Ende „dass das großartige Werk einen festen Platz in den Herzen der Zuhörer einnimmt“.

Das erklärt, woher die zierliche junge Pianistin die immense seelische und körperliche Kraft bezieht, diese hochvirtuose Solopartie, die sich Ernst von Dohnányi selbst in die Finger geschrieben hatte, so mitreißend und wirklich zu Herzen gehend nahe bringt. Dohnányi war seinerzeit einer der großen Klaviervirtuosen, und dieses Konzert ist eine große pianistische Herausforderung. Es sind Sofja Gülbadamovas überragend klarer Ausdruck des Moments und ihre größte innerste Hingabe und Umsicht, mit der sie das Werk wirklich nahe bringt.

Alles, auch wilde Kaskaden und rollende Passagen nimmt sie mit faszinierend federnder Bravour und Tiefsinn, so dass ihr Anliegen erfüllt ist. Ihre Zuhörer sind von Interpretation und Werk überzeugt.

Übersicht und Überlegenheit

Dass das Orchester größte Einfühlung sowie die optimale Ergänzung beisteuert, sodass Solo und Orchester ineinander und füreinander musizieren, ist einfach traumhaft.

Am Pult wirkt als Gast Dmitri Jurowski mit ruhiger Hand, größter Übersicht und der Überlegenheit eines Dirigenten, der sich darauf verlassen kann, vom Orchester verstanden zu sein. Das Orchester darf ruhig atmen, sich konzentrieren orientieren und auch einfach schön klingen.

Zur Einstimmung auf Dohnányi steht am Beginn dessen Op.36 „Symphonische Minuten“. Das sind fünf kurzweilige effektvolle Episoden, in denen die Holzbläser viel zu sagen haben und dessen Schlussstück gut ein Zugaben-Reißer sein könnte. Man lernt Dohnány hier schon mal als Komponisten kennen, der im Gegensatz zu manchem Zeitgenossen nicht darauf aus ist, das Gemüt anzufallen.

Die 3. Sinfonie von Brahms wird unter dem Dirigat von Dmitri Jurowski und den überaus engagiert folgenden Sinfonikern ein Genuss. Alles ist da: Stimmen und Stimmungen werden ineinander verflochten, Orchestergruppen wachsen in natürlicher Bewegung einander zu, Akzente entstehen logisch. Die typisch Brahms’sche Grundstimmung stellt sich ein mit all ihrem großen Feuer, ihrer dunklen Glut und deren mildem Erlöschen.

Es bleiben keine Wünsche offen.