Siegen. . Hüseyin Fidan wehrt sich gegen Bestellplattformen wie Lieferando, Lieferheld oder Pizza.de. Kritik an „irreführenden“ Kopien seiner Internetseite

  • Hüseyin Fidan aus Siegen wehrt sich gegen Bestellplattformen wie Lieferando, Lieferheld oder Pizza.de.
  • Kritik an „irreführenden“ Kopien seiner Internetseite
  • Zahlung von 10 bis 14 Prozent Provision

Sie sind Essens-Lieferanten und haben nicht mal einen eigenen Herd. Aber eine Homepage bzw. eine App, die vielfach auf neuen Handys bereits vorinstalliert ist. Die Rede ist von Lieferando, Lieferheld oder Pizza.de. All diese Online-Dienste machen nichts anderes, als Bestellungen zu vermitteln. Der Gastronom bereitet Pizza oder Pasta zu und fährt die Speisen auch selbst zu den hungrigen Kunden. Lieferando & Co. kassieren gleichwohl Provision. Denn durch die Reichweite und Bekanntheit ihrer Dienstleistungen erreichen sie per App und Webseiten zahlreiche Menschen. Die Geschäftsidee ist denkbar einfach: Die Bestell-Plattformen bündeln die kulinarischen Angebote einer Region und bringen die Hungrigen mit den Lieferdiensten zusammen. Dafür verlangen sie im Erfolgs- also Lieferfall einen Vermittlungsanteil von 10 bis 14 Prozent. Das klingt nach einer fairen Sache.

„Von einer Partnerschaft auf Augenhöhe kann aber keine Rede sein“, sagt Hüseyin Fidan. Er betreibt seit fast 30 Jahren einen Pizza-Lieferservice in Siegen-Weidenau und ärgert sich seit einigen Wochen vermehrt über seine Vertragspartner. Fidan fühlt sich ausgeliefert.

Eine ähnliche Domain

In den vergangenen Wochen stieg beispielsweise der Anteil der Lieferando-Bestellungen deutlich an, sie machen mittlerweile 40 Prozent seiner Online-Bestellungen aus, der Anteil seines eigenen Online-Shops wird immer geringer. Den Grund dafür fand er eher zufällig heraus. Im Netz entdeckten seine Mitarbeiter eine Internetseite mit einer ähnlichen Domain wie der seiner Seite, die www.casas-pizza.de heißt. Die Lieferando-Kopie heißt www.casaspizza.de. „Wer uns googelt, landet automatisch auf dieser Seite, weil Lieferando natürlich auch Werbung bei Google schaltet. Der Kunde denkt, er bestellt direkt bei uns. Das ist Irreführung“, sagt Fidan. Er ärgert sich natürlich auch, weil er Provision zahlen muss.

Laut Lieferando erfolgt die Zustimmung hierzu jedoch bereits bei Vertragsabschluss. Pressesprecherin Janina Scarlet Fischer schreibt: „Wir haben für unser Partner-Unternehmen entsprechend dem mit ihm bestehenden Vertrag eine Internetpräsenz eingerichtet, über die unser Partner sehr erfolgreich Essensbestellungen von Kunden erhält und auch einen beachtlichen Umsatz erwirtschaftet.“

Allerdings habe es sich im Siegener Fall um ein „Missverständnis“ gehandelt, das nun ausgeräumt worden sei. Denn kurz nachdem die WESTFALENPOST mit der Recherche begann, stellte Lieferando den Seiten-Klon offline, die Plattform entschuldigte sich bei Fidan und erließ ihm die Provision für eine Woche.

In einer schriftlichen Antwort auf seine ursprüngliche Beschwerde, die der Redaktion vorliegt, klang dies jedoch zunächst anders. Lieferando forderte den Siegener Pizzabäcker auf, einen Beweis vorzulegen, dass er über die entsprechenden Namensrechte an „Casas Pizza“ verfüge.

Internetseite offline gestellt

Die Sache ging nun gut für den Siegener Pizzabäcker aus. Er möchte trotzdem, dass dieses Gebaren öffentlich wird. „In dieser Branche sind viele Landsleute beschäftigt, die sich schriftlich nicht gut äußern können. Viele gehen deshalb dem Ärger mit den Großen lieber aus dem Weg“, sagt Fidan. Denn auch Lieferheld hatte so eine Seite angelegt (Name: www.casaspizza-siegen.de), sie aber nach Fidans Beschwerde vom Netz genommen. Sprecher Bodo von Braunmühl schreibt: „In den Vertragsgesprächen werden die Restaurants standardmäßig darauf aufmerksam gemacht, dass wir durch sogenannte ‘White Label-Seiten’ versuchen, die Sichtbarkeit für das Restaurant zu erhöhen. Dieser Punkt ist auch fester Bestandteil der Vertragsbedingungen, die auch online einsehbar sind. Wird die White-Label-Seite vom Restaurant ausdrücklich nicht gewünscht, dann wird sie weggelassen/offline gestellt, wie offensichtlich auch in diesem Fall geschehen.“